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Am Fenster
sitzen
dem Abend lauschen
in mich hinein und in den Tag
In der Haut die Dichte der Großstadt spürbar
& in den Augen die Müdigkeit der Zeitverschiebung
Zeit zum schlafen gehen …
Die Lüftung raunt
Der Baum ganz still
Und ich …
… ich brauch noch ein bisschen
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8:50 erwacht
9:00 Morgenmeditation
Deutschland 6 Uhr
Morgenmeditation auf Zoom mit 40 – 60 Menschen wie immer seit 4 Jahren
Auch auf Reisen …
Danach noch ein anregendes Nachgespräch über Jerewan und eine kritische Auseinandersetzung über Wahrheit, Vehemenz der Darstellung politischer Annahmen über die Wirklichkeit
Die Sonne scheint
Von draußen klingen Baugeräusche
Ein langer Blick aus dem Fenster. Männer am Werken
Der so typische Duft von Schweißarbeiten zieht zu mir hinauf
So vertraut …
Armen schaut zur Tür hinein.
Petit cafe ?
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Frühstück mit gebackener Aubergine. Tomate. Paprika. Alles enthäutet. Dazu Rührei in saftig geköchelten Tomaten verwoben schwimmend. Mit Kreuzkümmel.
Unter freiem Himmel mit ner Decke um die Beine.
13 Grad
Sonne
Dazu ein armenischer Tee (Minze & Thymian) und meine Landkarte von Armenien.
Sofortige Einigkeit.
In den Süden des kleinen Landes soll es gehen. Das kleine Land so groß wie so groß wie Brandenburg.
Noch eine Nacht bei Armen.
Und morgen raus aus der Millionenstadt.
Raus in die Weite. Die Berge.
Der Himmel ist sehr versteckt hier.
Überall Stein . Überall Autos
Ja. Alles sehr dicht.
Und keine Duduk …
Auch nicht im Nationalhistorischen Museum.
Über die ersten Schuhe der Menschen staunen. Über Töpferarbeiten.
Schnitzereien. Filigranen Schmuck.
Archäologen von 1914 in die Augen schauen.
Ihre Last spüren
…
Geknüpfte Teppichpoesie atmen …
Und besonders berührt sein von einer kleinen feinen Textilarbeit aus dem 12. Jhd.
Ein so filigraner Baum des Lebens
Gewirkt aus Seide und Gold ..
Eindrücke
Viele
Auch den von Anahit
Der vorchristlichen Göttin der Fruchtbarkeit, Heilung, Weisheit & des Wassers, die bis heute verehrt wird und sogar auf Münzen und Marken erscheint.
Einen “Salzkeller” sehen
Ein weiblich geformtes Gefäß in dem das Salz wohnte und mit dem der Muttergöttin geopfert wurde.
Salz ist heilig
“Das Gießen von Salz in einen weiblichen Salzkeller galt als Opfergabe an die Göttin der Fruchtbarkeit.
Der Kult der Mutter und der Frau spielt heute eine wichtige Rolle in der modernen armenischen Identität und Kultur, sowohl in der spirituellen als auch in der weltlichen Wahrnehmung. Eines der besten Beispiele dafür ist die Idee von „Mutter Armenien“. Es stellt sie auf verschiedene Weise dar, sitzend oder stehend, trauernd oder einen Schild in der Hand, verkörpert die Stärke und den unbeugsamen Geist der Nation und symbolisiert die Verteidigung des Friedens. Diese Idee spiegelt sich in Kunst, Literatur und anderen öffentlichen Räumen.
In Armenien herrscht eine Kultur tiefer FrauenVerehrung.“
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Sind die Frauen auch deshalb so schön hier?
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Das Körperchen rauscht
die Augen müde.
Vor dem Museum am Platz der Republik in der Sonne liegen
in den Himmel schauen
ausklingen lassen
langes Nichts
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Zurück zu Hause bei Armen.
Die FlurKatze streicheln
Lächelnd einen halben Fingerhut Conyak genießen
“Ich trink ihn vor dem Essen, nach dem Essen und dazwischen auch”
Reis & Auberginen
Langen Blickkontakt mit den älteren Frauen im kleinen TagesRestaurant
Diese Augen …
wie nach Hause kommen …
Durch die abendliche Stadt wandern
Das alte Kino von 1936 bestaunen
Moskauer Kinotheater
Premierenzeit
Ausverkauft
& Moulin Rouge mit Nicole Kidman von 2001 in armenisch läuft ausgerechnet heute nicht…
Wie schade
Geld tauschen für unser unterwegs sein in den Süden
411 dram = 1 EUR
1 Wasser 0,5 = 100 dram
Reis & Aubergine = 1800 Dram
Jerevan im abendlichen Nachhauseverkehr
Laufen
Atmen
Füsse spüren
Armens Freundin ist zu Besuch
Beide sitzen sie in der Küche
Seit 14 Jahren sitzen sie zusammen in der Küche.
Sie komme zu ihm, um heimlich zu rauchen sagt er verschmitzt. Ob es uns störe?
Irgendwann steckt er seinen Kopf durch die Zimmertür. Einen kleinen Teller mit Mandeln in der Hand.
Setzt sich zu uns.
Erzählt.
Auch von Berg Karabach.
Die dem Boden gleich gemachte Stadt. Die vereinnahmte Region.
Seit dem letzten Jahr nun (wieder einmal) zu Aserbaidschan gehörend.
So viel Schmerz auch in diesem seit Jahrzehnten umkämpften Gebiet.
Wir blättern in einem Fotoalbum.
Ein echtes.
Alte Zeiten.
Geschichten.
Er lacht laut und wie immer ein bisschen verschmitzt.
und hustet aus großer Tiefe…
Es klingt nicht gut.
Zu lange rauchend in der Küche gesessen …?…
Unsere Idee mit dem öffentlichen Bus und nicht einem touristischem Arrangement Richtung Süden und sogar in den ganz tiefen Süden zu gehen findet er erstaunlich und reagiert mit Kopfschütteln.
Weder des Armenischen noch des Russischen mächtig, wie solle das im tiefen Süden gehen???
Jetzt.
Musik klingt im Hinterhof.
Ein Auto wird gestartet
George Michael
Die Ohren lauschen
In der Haut die Dichte der Großstadt spürbar
& in den Augen die Müdigkeit der Zeitverschiebung
Zeit zu schlafen …
Die Lüftung raunt
Der Baum ganz still
Und ich …
… ich brauch noch ein bisschen
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