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Tschüss Fenster
Tschüss Baum
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Reisetag
In Richtung Süden …
Im Hintergrund leichter Zweifel
Es gäbe soviel auch im Norden Osten Westen
Warum in den schmalen Korridor des Südens? Grenzend an Aserbaidschan. Iran. Zuvor die Türkei.
Mmh.
Ok ok
Die Entscheidung war klar
Jetzt nicht zweifeln Frau van Wagensveld
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Auf auf in Richtung Süden
Ganz in Ruhe
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Mit Armen den Weg besprechen
5x erklärt er uns den Weg zur Metro
5x noch über den Tag wird er uns anrufen ob wir Hilfe brauchen – noch immer irritiert über unsere Art des Reisens
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Metro fahren
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Eine einzige Linie gibt es in hier in Yerevan
Viele Menschen
Dicht gedrängt
Neben mir eine junge Frau die mich sorgend festhält wenn der blechernd klingende Zug zu unvermutet ruppig fährt
Tief dunkle zartbitter Augen
Unsere Blicke und Worte suchen nach
Anerkennung gegenseitiger Schönheit
Sie macht mich mit ihrer Bewunderung verlegen …
Aussteigen nach zwei Stationen
Wo lang?
Der Duft von Zigaretten und zu viel schwerem Parfüm begleitet uns den schmalen Gang mit den vielen Menschen und all den kleinen Geschäftchen nach draußen
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Busplatz
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Freue mich auf langsames Busfahren
Hinaus aus der Stadt
…
Es wird aber überraschend schnell, anders als gedacht, ein alter Mercedes. Darin ein Michael Schumacher Pilot, der durch den dichten Verkehr gleitet.
Tränen hinter meinen Augen und im Hals
* Zu schnell sind wir auf dem Land
* Zu schnell sind wir die 35 km da bei Boris und seiner Frau Sona in einem kleinen Dorf (seit 51 Jahren sind sie ein Paar)
* Zu schnell ist da die Tristesse der farblosen Anmut – in mir kommt es nicht hinterher
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Atmen
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Im Zimmer landen
1 Doppelbett
ein Fensterbrett
am Fenster
sitzen
atmen
allein
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Sie rettet mich
die eine Rose …
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Chor Wirap & der Ararat
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Wegen diesem Ort bleiben wir für eine Nacht hier auf dem Weg in den Süden
Im UND verläuft die unverrückbare und unpassierbare Grenze zwischen der Türkei und Armenien
seit dem Völkermord 1915
Der Ararat ist das armenische Nationalsymbol – 31 km westlich gelegen in der heutigen Türkei
Chor Wirap ist ein bedeutsames Kloster hier in Armenien.
(“Der Legende zufolge sperrte König Trdat III. im Jahre 288 n. Chr. auf der kleinen Anhöhe inmitten der Ebene des Araxtals Gregor den Erleuchter in eine Höhle ein und hielt ihn dort 13 Jahre lang gefangen, um ihn vom christlichen Glauben abzubringen. Da die Folter Gregor nicht beugen konnte, und dieser den König von einer als unheilbar angesehenen, entstellenden Hautkrankheit heilte, ließ sich Trdat III. mit seiner Familie und dem Hof im Jahre 301 taufen und verfügte, dass die Armenier – als erstes Volk in der Geschichte – das Christentum als Staatsreligion annahmen.”)
Als wir im privaten Auto eines vorrangig russisch sprechenden Mannes auf dem Parkplatz ankommen, wird mir sofort eine Brieftaube in die Hand gedrückt. Ich solle sie fliegen lassen. Als Symbol der Freiheit und des Friedens.
* hab ich’s schon gesagt, einfach alles zu schnell heute
Ich halte die kleine zarte Taube in meinen Händen. Spüre ihr Gefieder. Ihren Körper. Spüre ihr Atmen. Ihr so schnell schlagendes Herz. Auf den Punkt bin ich da. Wach. Gesammelt. Klar. Halte sie sicher und warm und ebenso zart wie sie sich anfühlt. Und ganz langsam wird sie still, wird ihr Herz ruhig und gleichmäßig schlagend in meinen Händen. Wir schauen uns an. Verbunden. Ich öffne die Hände. Sie bleibt sitzen. Für einen langen Augenblick ist da ein Zögern und dann, dann sie fliegt davon …
(Um bald wieder aus neuen Händen frei gelassen zu werden.)
Danke kleine Taube …
Staunen breitet sich aus als ich in die Mutter-Gottes-Kirche trete
Wohnzimmergefühl
Umhüllende Dunkelheit
Einfachheit
Purer Stein
nur wenige Bilder
Teppiche
Stoffe
dunkle Mauern durchtränkt von tief & innig gelebtem Glauben
Ich lehne meinen Kopf an, schließe die Augen
“… und die Stille senkt sich leis in mein Gemüt …
Der kleine David wird getauft
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Abendstimmung
Der Ararat bleibt zu erahnen.
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Zurück bei Boris und Sona
Abendessen bei Stromausfall
& später gemeinsam die Karte studieren für das was kommen kann Richtung Süden
Und plötzlich die mich ereilende Freilegung eines Geheimnisses
sofort zückt Boris sein Telefon
- der eine Freund ist gerade frisch operiert
- der andere vor zwei Wochen gestorben
- der nächste krank an der Lunge
- aber der Cousin hat einen Freund und der wiederum einen Sohn …
Und dann …
Jetzt gibt es nichts mehr zu sagen
für heute …
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Chor Wirap und der Ararat – aus dem Internet gefischt