24. November

 

*

Sonntag 

*

Sehr früh wach 

Alles noch dunkel 

So so so dunkel

Und so so so still 

Weiterschlafen 

&

träumen:

Wir sind hier im Dorf auf einem großen Fest. Es wird getanzt. Getrunken. Gelacht. Wim Wenders und seine Frau Donata sind auch da. Wir kommen ins Gespräch. Ein Gespräch großer Tiefe. Er möchte sich verabreden. 

Zum Reden und: Yoga üben. 

Na halleluja 😉

Aufgewacht mit kopfschüttelndem Lächeln. Glaub, ich hab von ihm, den ich sehr sehr schätze, zu viele Filme gesehen. Unser RoadMovieTag arbeitet noch nach 😉

Hell ist es nun. 

Mein Blick gleitet zum Fenster und sofort bin auch ich hellwach. 

Morgenmeditation? 

‚Heute bitte nicht’ sag ich zu Adriaan. 

Also machen wir blau für einen sonnigen Morgenspaziergang durchs Dorf und hinaus in die Berge. Und wir naschen. Hagebutten & Kirschpflaumen. 

(Danke Stefan fürs in Zoom sein mit und für die Menschen ❣️)

 

 

 

 

 

 

*

 

Frühstück schon um 10 (wegen blaumachen und so) 

Üblich armenisch mit 

Lavash, Ei, Schafskäse, gebackenen Kartoffeln und 

Aprikosenmarmelade frisch aus dem Garten 

(Typisch armenisch ist wohl Harissa. Zu einem würzigen Brei sehr lang gekochter Buchweizen mit Hühnerfleisch.)

Vor dem Haus in der Sonne sitzen 

so warm 

Der Himmel so blau wie meine Zudecke 

Mehr braucht es nicht … 

Doch da gibt es noch etwas: 

Auf den Tisch steht auch eine unscheinbare Schale mit Quark, so vermute ich. 

Doch es ist kein Quark. 

Es ist Smetana. 

Cremiger (russischer) Sauerrahm. 

Eigentlich mit Milchigem zurückhaltend seiend, koste ich. (Alles was einfach kommt muss hier gekostet werden!)

Und dieses s a h n i g  feine Glück landet sofort direkt nicht nur im Herz meines Magens. 

Was für ein Geschmack … 

Was für ein Genuss …

Was für eine Wohltat … 

*

Tränen am Frühstückstisch 

*

Lavash mit Smetana & Salz 

Lavash mit Smetana & Aprikosenmarmelade 

Lavash mit Smetana & ganz schafigem Schafskäse 

Lavash mit Butter, Salz & Smetana 

Lavash mit Smetana & ganz schafigem Schafskäse & Aprikosenmarmelade 

Smetana pur gelöffelt 

… und die unscheinbare Schale mit dem Finger restlos ausgeschleckert 

Noch mehr braucht es nicht … 

Gegen 11 wollten wir im Kloster sein. 

Zur Sonntagsliturgie. 

Mmh … 

In der Sonne sitzen 

so warm 

der Himmel so blau wie meine Zudecke 

atmen 

Das reicht … 

 

*

 

Gegen 12 sind wir im Kloster 

Im 14./15. Jhd. einmal eines der wichtigsten Zentren für Lehre und Wissenschaft im mittelalterlichen Armenien. Ausgebaut als Wehranlage die Worotanschlucht überragend. 

Lange sitze ich in der Sonne und schaue und spüre. 

Die Anlage ist mit nur einer dünnen Schicht touristischen Nebels überzogen. 

Darunter sofort anders als häufig bei uns ruhend lebendige Geschichtsschwere. Ja. Altes Leben. 

Neues auch. 

Großes Wissen. 

Und über allem liegen die singenden Gebete der Priester, die aus der Hauptkirche nach außen dringen.

In der Sonne sitzen 

so warm 

der Himmel so blau wie meine Zudecke 

atmen & spüren 

Das reicht … 

 

*

 

Irgendwann gehen wir los 

Los hinunter ins Tal oder besser in die tiefe Schlucht des Worotan

Eine Einsiedelei soll es dort geben. Seit einigen Jahren wieder bewohnt von einem Mönch. Dort zieht es uns hin. 

Endlich laufen. 

Inmitten der Berge. 

Zwischen kahlen Bäumen & so vielen Hagebutten. 

Auf gefallenen Blättern 

Wie grün und rosig muss es hier sein im Frühling und im Sommer 

Wir laufen. 

Vorbei an einem Mann mit Pferd und Holz der uns kurz den Weg weist 

Laufen

Laufen

Laufen

Und irgendwann irgendwie verlaufen

Unter kahlen Bäumen sitzen 

auf gefallenen Blättern 

vom Laufen so warm 

der Himmel so weit 

~ wie meine Träume ~

atmen, spüren 

und: 

einschlafen 

Das reicht … 

 

 

 

*

Wir laufen in der Dämmerung durch das Dorf. 

Überall rauchen die Schornsteine. 

Es riecht nach Holz und verbrannten Blättern, Rauchschwaden durchweben den schnell sich ausbreitenden Abend 

Die Schafe laufen frei auf den Wegen 

Die Hunde bellen 

Die Hühner haben viel Platz

Und hui, 

es laufen auch Pferde allein die Wege entlang 

Allein nach Haus …?… 

*