26. November

 

 

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Und plötzlich geht alles ganz schnell 

Zwischen Lavash & Smetana beim Frühstück 

 

 

 

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Wir gehen 

 

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Adriaan möchte noch einmal weiter ziehen bevor wir nach Yerevan zurückkehren 

Ich möchte bleiben 

 

Lustig 

Auch hier begegnet es uns …

Manches bleibt eben doch wie immer 

Gehen ? 

Kurz hinein spüren 

Da ist trotz Traurigkeit ein, mmh, sagen wir mal da ist ein: es ist ok (und ich weiß ja wie er ist 😌)

Denn meine Reise hat sich erfüllt 

Mein Herz fand Antwort auf eine Frage, die ich seit Monaten zu formulieren suche 

Gestern schon 

 

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Ja. 

Wir gehen 

Bedingung: 

Sein in der Einsiedelei 

Heute 

Wir gehen, obwohl es mir reichen würde, nun jeden Tag neu in die Schlucht hinunterzusteigen, hinunter in das alte Kloster, dort zu sein, 

einfach dort zu sein 

und die zwei Stunden den Berg wieder hinaufzusteigen 

Essen 

Schlafen 

 

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Intensiv & einfach

mehr braucht es für mich nicht 

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Sein in der Einsiedelei eines Mönches 

An dem Ort, den man nur durch den Fluss oder über den langen Bergweg erreicht. 

Jacob, der Zeitlosigkeit und ruhende Sammlung verströmt und mit dem ernsthaften Schelm derer gesegnet, denen weltliche Dinge nichts bedeuten 

Groß. Kräftig. Um die 60 vielleicht. 

Kräftige zupackende Hände. Gebräunt und mit Verdichtungen an den Stellen, wo normalerweise Boxer oder Türsteher zuschlagen. 

Langer voller grauer Bart bis auf die Brust. 

Warme Augen. 

Eckige Brille mit recht starken Gläsern. 

Schwarze, dick gefütterte Strickmütze. 

Schwarzer, dick gefütterter Parka. 

Schwarze Thermohose. 

Schwarze, matschige GummiSchuhe mit vermutlich zwei paar Socken darin. 

Bestimmt auch in schwarz. 

Seit 10 Jahren lebt er allein in dem verfallenen Kloster, das vor langer Zeit 70 Mönchen als Zuhause diente. 

Nur das allernotwendigste ist getan. 

Zwei der 70 kleinen Mönchszellen bewohnt er. Nur sie haben ein sehr kleines Fenster und eine Tür. 

Davor Wäsche auf der Leine. 

Eine weitere der Zellen dient als Holzlager 

Eine andere mit ihrer steinernden Überdachung als Sitzplatz auf drei Baumstümpfen bei Nieselregen. 

Zum reden auch – wenn doch hin und wieder Menschen zu ihm finden. 

Im Innenhof vor seinen Räumen drei große umgegrabene Stücken Erde, eine einzelne Tomatenpflanze mit noch einigen Früchten, ein Gemüsegarten nun schon fast im Winterschlaf mit frischen Weißkohlblättern drauf geworfen und verstreuten Eierschalen. 

Dort zieht es mich mit aller Macht hin 

 

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Indiskutabel 

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Ich fliege zur Schlucht 

Über gefallene Blätter, Steine und lehmige Erde, dort wo die Bären wohnen und die vergangenen Rosen des Sommers. Über die Wege zwischen kahlen Bäumen & durch das Wasser des Worotan. 

Als die Mauern des Klosters in Sicht kommen werde ich endlich langsamer. 

Immer langsamer. 

Bleibe stehen. 

Plötzlicher Zweifel. 

Magen und Herz ziehen sich zusammen. 

Was, wenn ich mir alles einbildete

Es einfach nur ein Haufen alter Steine ist. 

Wenn es nur ein im Nachhinein verklärter Moment war? 

Mal wieder ein „falsch erlebter“ Augenblick? 

 

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Mönch Jacob, der dort seit 10 Jahren lebt, kommt auf uns zugelaufen. 

Freut sich, uns erneut zu sehen. 

Worte habe ich keine 

… jede Zelle offen bin ich wortlos in der Welt … 

 

Blicke reichen 

Er sieht 

Er bedeutet uns zur (MutterGottes)Kirche zu gehen 

Er wird seine Gebete sprechen mit uns 

 

Jetzt 

Beim Schein einer einzigen Kerze … 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

… und dann lassen die beiden Männer mich allein …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Und zurück im Dorf, nach dem sehr späten letzten Mittagessen zubereitet von Maro’s Mutter, fährt uns das viel zu moderne und viel zu warme und mit Musik erfüllte Auto zackig die zum Teil nur geschotterten Serpentinen 25 km nach Goris. 

 

 

 

 

Kotzübel liege ich auf dem Bett, während Adriaan glücklich ob des Weiterreisens Geld organisieren geht und herausfindet, wo die Marschrutkas, die kleinen Überlandbusse, morgen früh abfahren. 

In Goris * fast hellblau * 

 

 

 

Mmh, 

hab ich eigentlich schon mal gesagt, dass mir das gerade viel zu schnell geht… 

 

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