29. November

 

Freitag

 

*

Guten Abend Fenster 

Guten Abend Baum 

Da bin ich wieder …

 

In Yerevan 

Nalabandyan Street Nb. 15 

Sitzen und schauen 

Den Tag vorüberziehen lassen 

 

*

 

Früh geweckt bei Artur von den, nein nicht von den Hähnen, 

sondern von den Hunden  😉

… und einem Flieger, der dicht und schwer und nah über das Haus fliegt 

Unweit von Etschmiadsin liegt der Flughafen 

Flughafen …

Etschmiadsin ist ein kleines Städtchen mit 40 000 Einwohnern

Kein Rom! 

Gerad will es schreiben: zum Glück 

Mmh. Stimmt das?

Mmh, jetzt gerade ja ! 

 

 

 

Etschmiadsin rings um das kleine Zentrum ist dörflich, ja fast geruhsam friedlich

Das kirchliche nicht sehr große und doch großzügige Areal fast leer 

Wenig Menschen 

Schulkinder 

Schulklassen mit ihren Lehrerinnen

Wenige touristisch anmutende Menschen: Russen, Inder, Iraner

&

wir

Viele Priester auf den Wegen unterwegs

Mitteljung. Stolz. Schön. Wach und klar 

Einer von ihnen segnet uns in der ersten der Kirchen mit dem Vaterunser und bittet um Spende für die Kirche 

Denke an Pater Ralf und die Dornenvögel 

Mannoman, ist das lang her. 

Wie kommt es denn jetzt darauf? 

Gestern Abend unsere erste Begegnung hier mit anderen Reisenden. Auch sie schlafen bei Artur. Für eine Nacht. 

Zwei Frauen aus Italien 

Adriaan sofort dankbar im angeregten Austausch 

Ich sitze am großen Esstisch und erinnere den Tag, schreibe 

 

*

hell wird es 

ganz langsam hell

rosig frostig himmelblau*

*

 

Nach dem nun wirklich letzten Frühstück mit 

S m e t a n a 

sind wir 13 Uhr auf dem Weg nach Yerevan 

Im Taxi fliegen wir zurück in die Stadt 

Bin bereit für alles 

Nalabandyan Street Nm. 15 

Unser französisch sprechender Großvater begrüßt uns freudig. 

Die Augen blitzen über der breiten Nase. 

Warme Blicke und wieder soviel Herzlichkeit.

FamilienRaum. Rote schwere Teppiche. Schiefe ÖlBilder. Ein verstaubtes Klavier. Sessel mit Kissen. 

Sofas unter dicht gewebten blumigen Decken. 

Zwei Betten. 

Eines zum versinken. 

Das andere klein in einer Nische. Nah am großen Fenster.

Mein Baum im kalten Schatten des Hinterhauses. 

Wir sind wieder zuhause bei Opa mittendrin im lebendigen Yerevan 

nah am Platz der Republik 

 

*

 

Nach dem Essen gehen wir auf den Kunstmarkt, die sogenannte Vernissage 

Spazieren 

Wundern uns und 

Staunen 

Sitze(n) lange auf einer Bank in der Sonne mit Tränen der Freude ob eines Schatzes, den ich in den Händen halte 

Mittendrin im wirbelnden Yerevan 

Von weitem höre ich einen Klang, der mich an ein sehr fröhliches Xylophon erinnert. Direkt erkennen wir das Motiv. Halleluja ! 

Und stehen mit dem Mann, der mit solch einer Freude und Hingabe und so ziemlich in seiner eigenen Welt sein Instrument spielt 

Was bin ich begeistert 🙏👌

Guck mal …

 

Und wir laufen 

Laufen 

Laufen 

In der Sonne 

In der Kälte 

Unter dem blauen Himmel 

Mittendrin

 

Sehen überraschend eine Kreuzsteinwerkstatt 

(auch ein Wunsch von mir)

Armenien das Land der Kreuzsteine 

Einen Monat lang braucht es für die Fertigstellung eines solchen kunstvollen Steines 

Kreuzsteine sind über das ganze Land verteilt 

40.000 historische Steine sollen es sein. 

Ein blühendes Kreuz als Lebensbaum und die Steine aufrechte Zeugen tief empfundenen christlichen Glaubens. 

Die Handwerkskunst als solche wie auch die Symbolik ist zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt worden. 

… und gegenüber der unscheinbaren Werkstatt residiert die Sterilität der modernen Zeit 

 

 

Adriaan führt uns in einen kleinen alten Stadtteil

Sehr deutlich zu sehen auf der Karte sein natürliches Gewachsensein und sein schon langes Leben vor Yerewans wirbelndem von zum

Teil Großartigkeit geprägtem Zentrum 

Wir schlängeln uns geradlinig an mehreren 8********Sterne + Hotels vorbei und stehen plötzlich am Rand eines „Dorfes“. Genannt Kond. Kleine enge Gassen. Ein Auto passt geradeso durch. Häuser bei denen es fraglich scheint, ob sie bewohnt sein können. Wenig und wenn dann eher sehr alte Menschen. Einige Kinder, die uns überrascht anschauen, und lächeln. 

Still. Verschlafen. Langsam. Ruhig. Arm. 

Das so nahe Zentrum weit weg. 

Eine alter Mann der glaubt wir hätten uns verlaufen, weist uns sehr hilfsbereit den Weg dorthin zurück. Doch wir gehen mitten hindurch. 

Kann kaum glauben wie stark die Welten aneinander stehen. Obwohl ich ähnliches von Sri Lanka und auch Nepal kenne. Doch hier ist es anders. 

Am meisten beeindruckt mich, dass wir dieses “Dorf” über eine lange recht schmale dunkle Treppe, die durch ein Haus führt, verlassen und wieder mittendrin sind im Wirbel. 

Dieses Haus ist ein großes Hotel. Dem mehrere große Bauten an der Straße entlang folgen. Sie bilden die natürliche Grenze.

Ja, wie erstaunlich nah alles beieinander liegt … 

 

*

Und: 

wie lang wohl noch ??? 

*

 

 

Nah sind wir auch mit Ibrahim, einem Iraner der seit 5 Monaten in der Stadt lebt. Er spielt in Cafés und auf der Straße seine Flamencogitarre. 

zusammen essen

reden 

lachen 

Und wieder auseinander gehen 

 

 

Und jetzt? 

Am Fenster sitzen und schauen 

*

Guten Abend Baum 

Da bin ich wieder …

*

… und der vorletzte Tag in diesem Land ist fast vorbei … 

 

 

 

 

 

*

 

weiter …