Als wir 2015 weggingen vom, im Frankenland zwischen Bayreuth und Kulmbach gelegenen Blauen Haus, von dem eine Freundin sagte, es würde sie an kleine nepalesische Gasthäuser erinnern, also als wir weggingen nach zwei Jahren des gemeinsamen Lebens inmitten der Großfamilie samt der von uns allen in ihrem Sterben begleiteten 90-jährigen Tante Lollo, als wir damals weggingen, war es trotz des in manchem auch recht rauen Lebens in diesem alten urigen Haus von 1793, wirklich schwer für mich.
Es war so schwer, die Menschen hinter mir zu lassen.
Die große Familie mit all den vielen Freunden. Die vier Mädchen, langsam junge Frauen werdend. Jim mit seinem Bandoneon. Li mit ihrem Webstuhl und den vielen bunten Kissen. Die Pferde unten im Stall am Bach. Katze Stella. Die Kirschbäume.
Ja. So schwer.
Und am letzten Morgen, kurz vor unserer Abfahrt, ging ich in den großen Garten, dorthin, wo ich im Sommer oft nachts schlief.
Und dort stand ich in der Frühlingsdämmerung unter dem weiten Himmel.
Spürte.
Mich.
Mit all meinem großen Abschiedsschmerz und atmete meine Tränen.
Lange.
Ganz bewusst.
Lange stand ich da.
Spürend.
Fühlend.
Alles.
Und irgendwann war ich ganz erfasst.
Von mir selbst.
Und vom Leben mit all seinen vielen, immer wieder vielen notwendigen und natürlichen Veränderungen.
Und ich spürte meine Füße.
Ganz stark. Ganz kraftvoll.
Wie sie auf dieser Erde stehen.
Und ich spürte in völliger Durchdrungenheit, in meinem Schmerz des Abschiedes von den Menschen und diesem so reichen Ort an dem die Liebe in besonderer Weise zuhause ist, dass wir über unsere Füße alle, wirklich alle miteinander verbunden sind.
Weil wir alle alle auf dieser Erde stehen. Auf dieser einen Erde leben.
Die Menschen. Die Pflanzen. Und die Tiere.
Alle.
Und seitdem ich zurück bin aus Nepal
spüre ich Nepal so innig und weit umfasst.
In mir.
In meinen Augen.
In meinem Lächeln.
In meinem Herz
und unter meinen Füßen.
Wege um Haus Tabor . Vallendar
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