Gerade liegen mehrere intensive Frauenzimmerzeiten hinter mir.
Nun bin ich müde
Verdaue.
Trage noch ein wenig mit.
Erinnere.
Erfreue.
Und staune ich.
Sommertage des Zurücktauchens ganz hinein in mich und von dort, wenn sich alles neu sortiert hat, wieder hinaus in die Dresdener Flussweite.
Zur Zeit lese ich jeden Tag ein paar Seiten in einem Buch, das ich von mehreren Frauen empfohlen bekam.
Fast alle sehr nahen, langjährigen Frauen an meiner Seite sind über 60 und das „gute Altern“ beschäftigt sie.
So wie mich auch.
Und das schon seit Anfang 30.
Da jedoch noch vorrangig am Äußerlichen erlebt.
Ich werde nie den Moment vergessen, wie ich im Rückspiegel des Autos zum ersten Mal sah, dass das Gewebe meiner Ohrläppchen nachgelassen hatte und meine Ohrringe zu schwer für die schon damals fragile Feinheit meiner Haut geworden waren.
Ich weiß noch, wie es mich ungläubig erstaunte und ich dachte: Das wohl ist altern.
Nun also lese ich ein Buch über das Altern, das (ein wenig) ringt, vergleicht, sinniert, erzählt, gut beobachtet, Rückschau hält, mutig ist, selbstverständlich tragend, humorvoll, ironisch und voller Zitate lebenserfahrener, gealterter recht bekannter Menschen.
Auch die Schreibende, Elke Heidenreich, ist ohne Kinder geblieben.
Bewusst entschieden.
So wie ich auch.
Nur aus anderen Gründen.
Mitten drin in den Wechseljahren ergreift mich seit einigen Monaten schon, immer wieder die große Traurigkeit des vorbei nun.
Vorbei nun ganz.
Traurigkeit.
Abschiedszeit.
Nochmal das Wehsein erleben über das, was das Leben mir zwar mehrfach so leicht gab, und doch immer wieder zu sich zurück nahm ins Reich des viel zu frühen Vergehens.
Wehmut …
*
Hinter mir hört es wirklich auf.
*
Und vieles ist nicht.
E s i s t e i n f a c h n i c h t.
*
Nun ja.
Das will ich hier eigentlich gar nicht erzählen, sondern von einem Glücksmoment möchte ich schreiben.
Einer großen Sehnsucht, die in mir wohnt und die sich in diesen Tagen überraschend erfüllte.
Eine meiner letzten Frauen brachte hierher nach Dresden ebenso dieses von allen Seiten empfohlene Buch mit.
Mitgegeben von ihrer Mutter.
Für die Zugreise.
Für die Tage im Frauenreich.
Die Zeit dazwischen.
Und nach Tagen vieler notwendiger, gesprochener Worte & tiefer, stiller Tränen, gab es einen Moment des Zusammenseins auf dem Balkon.
Umgeben von üppig roten Blüten, ziehenden Wolken am weiten Himmel in der abendlichen SommerSonne.
Stille.
Sie, liegend, Kopf und Rücken von Kissen gestützt, auf der kleinen Bank.
Ich, im Korbsessel, die Beine abgelegt auf dem kleinen, springfedernd gepolsterten Hocker.
Und beide lesen wir jede in ihrem Buch.
Denselben Text.
Über das Altern.
Zwei Frauen, fast 50, lesen den Text einer 80jährigen.
Der Bleistift liegt auf dem kleinen Tischlein.
Für spezielle Worte.
Für leuchtende Stellen.
Für Worte, die ich länger betrachten möchte und auf ihre, in Erfahrung zu bringende Wahrheit hin, bei mir tragen werde.
Langsam.
Sie liest auf ihre Weise.
Schnell.
Das wichtigste sofort filtern.
Essenz erfassen und auf der Suche nach Neuem vorankommen.
Fertig werden.
Hier noch, im Frauenreich.
Und so sitzen wir zusammen.
Lesend.
Jede allein.
Und doch gemeinsam.
Sie, liegend, Kopf und Rücken von Kissen gestützt, auf der kleinen Bank.
Ich, im Korbsessel, die Beine abgelegt auf dem kleinen, springfedernd gepolsterten Hocker.
Stille.
An diesem befriedenden Sommerabend.
Beim Klang der Autos.
Der Akazienblätter im Wind.
Der hoch fliegenden Schwalben.
Um uns später auszutauschen.
Über Worte.
Sätze.
Textstellen.
Eindrücke.
Sinn.
Erinnerungen.
Tauschen
Da ist sie wieder, jetzt beim Schreiben, meine große Sehnsucht nach tiefem Austausch in ruhiger, warmer Atmosphäre.
Vertrauensvoll.
Nah.
Der Verschiedenheit Raum lassend.
Den Worten Zeit gebend.
Befreit vom Recht haben wollen.
Einend.
*
Leben,
ich hätte gern mehr davon.
Im ganz normal Alltäglichen.
*
B i t t e
*
Danke A. für dieses überraschende Geschenk in unserer gemeinsamen Zeit.