Blitzstart in die Stille oder: Ab in die Küche

 

Nach 6 Monaten ausschließlichen online-Unterrichtes sind wir seit dem 15.05. wieder im Retreat.

 

Nachdem wir so wie im Dezember, Februar und April auch die voll ausgebuchten 35 Retreattage für Mai und Juni ziemlich bedrückt abgesagt hatten, ging es plötzlich doch. Am Abend des 12.05. erfuhren wir von unserem Retreathaus, dass Übernachtungen und gemeinsamer Aufenthalt im Meditationssaal wieder möglich sind.

 

3x 10 Tage mit coronamaßnahmenbedingt jeweils 6 Menschen als Teilnehmer. 

 

Halleluja.

 

Von regulär 21 TeilnehmerInnen, auf im letzten Jahr 17, jetzt im Mai 2021 auf 6. 

 

Halleluja.

 

Doch Koch Marck aus den Niederlanden kann so kurzfristig nicht kommen, um für die Menschen zu sorgen.
Also ist es an mir, eine Entscheidung zu treffen.
Zügig. 
Ein paar mal durchatmen, einsinken lassen, spüren.
Und dann tun was ansteht.

 

Hingabe an das was überraschend möglich ist. 
Auch wenn es mir schwer fällt.

 

Also:
Teilnehmer für 3x 10 Tage zusammentelefonieren.
Mails und Rechnungen schreiben.
Dinge organisieren.
Meinen Geist auf Kochen für 8 ausrichten.
(Und im Hinterkopf die Frage, wie ich es früher – bis vor 3 Jahren – gemacht habe, als ich alle 8 Wochen für bis zu 25 Menschen kochte. 3x täglich warm, 10 oder 14 Tage lang ??????????? Woher kam die Kraft und Klarheit dafür her?)
Sachen packen für 35 Tage weg sein von Zuhause.
Offenes beenden.
Die Wohnung freundlich hinterlassen. 
Und: 

 

Ab in die Küche 😉. 

 

Ziemlich benommen ob der schnellen Entscheidung, der plötzlichen Veränderungen und Abreise (innerlich war ich seit Anfang Mai damit beschäftigt, mich stark reibend darauf einzustellen, dass unsere nächsten Retreats erst wieder im August/September stattfinden werden), eigentlich verbindlich und freudig-dankbar in einem Ausbildungswochenende bei einem von mir sehr geschätzten Lehrer eingebunden, breite ich mich in der Küche von Haus Tabor aus.

 

Nicht Yoga üben auf der Matte steht an.
Sondern es ist an der Zeit, wieder für ein Retreat, für die Menschen die sich dem Abenteuer der vom Alltag und allem was man so denken kann zugebauten Stille in sich stellen werden, zu kochen.
Die Küche als Yogasaal und alles was durch meine Sinne und Hände in die Körper der Menschen gelangt, mit voller Präsenz durchdringen. 

 

Ganz ehrlich?
Die ersten Tage ist es eher ein Funktionieren.
Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar, denn ich wusste nicht mehr, wie es ist, das Leben aus einem halbautomatisierten Funktionsmodus heraus zu erleben. 
Doch mit den ruhigen, gleichmäßigen Tagen in der Küche wird ganz langsam jede meiner Handlungen immer mehr von Wahrnehmung durchdrungen.
Jegliches Tun angefüllt mit vollem Bewusstsein.  

 

Ja.
Es ist gelungen.
Wenn die Atmosphäre beim Essen im Essraum getragen und ganz langsam innig wird wie in einer Kathedrale ist alles richtig. 
Wenn die Menschen immer bedächtiger essen, jeden Bissen wirklich wahrnehmen, das Essen spüren in sich, die Schultern sinken, ein tiefes Durchatmen sich Raum nimmt, dann wird das Leben zur Meditation.
Dann ist Yoga in jedem Moment.
Nicht nur auf der Yogamatte.
Nicht nur in der Küche. 
Sondern immer.  
Auch beim Essen.

 

Der Blitzstart in die Stille mit dem abgesagten Yogausbildungwochenende wurde so für mich zum „Kochen in Tadasana“.

 

Voilá. 

 

Würde „Kochen in Tadasana“ zu meiner Abschlussprüfung als Iyengaryogalehrerin im Oktober 2021 prüfungsrelevant sein, hätte ich wohl bestanden 😉