Ein neues Wort

 

Vor einigen Tagen sah ich mal wieder einen Film.

Auf dem Laptop, in meiner Küche sitzend. 

Zugegebenermaßen schaue ich gerade ziemlich viele Filme und verfalle dieser Tage immer mal wieder in die Sehnsucht danach, vor einer großen Kinoleinwand in einem der zwei knarzenden, etwas verstaubt riechenden Programmkinos hier in Wuppertal zu sein und mich sogar ganz hineinziehen zu lassen in etwas richtig gutes. 

Nomadland vielleicht? 

Von mir aus auch in der 3. Reihe ganz weit vorne. 

Das ist jetzt gerade ein richtig wagemutiger 😉 Satz, weil ich am liebsten ganz hinten sitze – um die ganze Leinwand in einem Blick zu sehen, mit ein bissl Abstand zum Geschehen, weil das Gesehene sonst meist noch viel mehr in mich eindringt als es sowieso schon passiert. Als wir mit Adriaan bis vor 2 Jahren noch unkompliziert zusammen ins Kino konnten, war zwischen uns jedes mal vorher die Frage zu klären: Wo sitzen wir? Er am liebsten ganz nah an der Leinwand, ich in den hinteren Reihen. Meistens gab er nach. Wobei ich es gar nicht schlimm gefunden hätte, an getrennten Orten zu sitzen. Wir Menschen sind nun mal verschieden und brauchen unterschiedliches.

Nun ja. 

Darum geht es hier jetzt aber nicht.

 

Also: Ich sah vor ein paar Tagen seit vielen Jahren mal wieder „Der Club der toten Dichter“. 
Wer mich kennt weiß, dass ich der Poesie, der Lyrik, dem Literarischen, (der Schönheit der Sprache) zugeneigt bin, eine Zuneigung, die nach reichlich 10 Jahren des aktiv gewählten Rückzugs von Romanen, Gedichten, guten Texten seit einigen Monaten voller Staunen und Freude in mein Leben zurückkehrt.

Nun nach so vielen Jahren diesen Film an einem total grauen, den Regen gegen die Fensterscheiben peitschenden Tag zu sehen, hat mich sehr berührt.

Ich fand darin Worte wie: 

„Pflücke die Knospe, solange es geht, 
Und die Blüten, wenn sie noch prangen.
Denn bald sind die Rosenblätter verweht.
Wie schnell kommt der Tod gegangen.“
Robert Rerrick
„Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte.
Ich wollte das Dasein auskosten. Ich wollte das Mark des Lebens einsaugen!
Und alles fortwerfen, das kein Leben barg, um nicht an meinem Todestag
Innezuwerden, dass ich nie gelebt hatte.“
Henrik David Thoreau 

 

Aber auch darum soll es hier jetzt nicht gehen.

Warum es mir eigentlich geht, ist ein neues Wort.

Ich liebe es, für mich neue Wörter zu erfinden, die genau das beschreiben was ich meine.

Ich liebe es, Empfindung und Sprache in Einklang zu bringen und zugleich liebe ich die Momente der Sprachlosigkeit, in denen stilles Schweigen das einzige ist, was gesagt werden kann, gesagt werden sollte, gesagt werden muss. 

Ja.

Und so entstand in der Nacht nach dem Film in mir ein neues Wort, das ich mit dir teilen möchte. 

 

Mr. Keating, der als schön-, fein- und freigeistiger Englisch-Lehrer in einem streng konservativ geführten Jungeninternat ganz selbstverständlich fern der von ihm erwarteten Konventionen unterrichtet, will seine Jungs zum selbstständigen, freien Denken ermutigen. Er zeigt ihnen den Weg in die Freigeistigkeit. In die Freiheit des Denkens.
Und das brachte mich dazu, mal wieder über das Fühlen nachzudenken.

Mein liebstes Spezialgebiet sozusagen. 

Und ich kam zu folgendem Schluss:  

Da das Fühlen in dieser Welt ziemlich abgewertet oder gemieden wird, braucht es neben FreidenkerInnen/FreigeisterInnen auch 

 

F r e i f ü h l e r I n n e n 

 

Ja

 

F r e i f ü h l e r I n n e n. 

 

F r e i f ü h l e r I n n e n

 

Und wenn beides sich verbindet – das Freifühlende mit dem Freigeistigen – wie wunderbar! 

Was für eine Kraft.

Wobei ich selbst in mir noch eine Erhebung des freien Denkens bemerke und eine Geringschätzung des Freifühlens, weil ich es sofort abwertend in Richtung aufgeregtes, selbstgebasteltes Drama schiebe.

Doch das meine ich nicht. 

Ich meine die Fähigkeit, alles in sich zu fühlen. 
Ohne Angst.
Frei. 

 

In diesem Sinne: Carpe diem  – Nutze den Tag

Und fühle. 

 

Dich!

 

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Mein Wunsch:

 

Ich wünsche mir die Wachheit, den sanften Mut und meine wärmende Liebe, um immer mehr und immer wieder alles was in mir ist und neu entsteht, auch die **Lücken, die Risse** zu fühlen. Genau im Moment des Aufkommens zu durchfühlen. Frei von Drama. Frei von Angst. Frei.

 

FreiFühlerin Sein.

 

 

So sei es!

 

 

Nachgedanke:

Und wenn dann noch ein freier Glaube, freiglaubend oder besser müsste es  h i e r   heißen: freigeistig zu sein, dazu käme, das wäre ja kaum auszuhalten … was wären wir endlich für freie Menschen. 

  *   F r e i F ü h l e r I n   *   F r e i d e n k e r I n   *

 *   F r e i G e i s ti g e   *