Es geht um mich

 

Spätsommerherbst 2020 

 

Gestern Abend bin ich ganz frisch aus einer 1:1 Frauenzeit zurückgekehrt.
7 Tage gemeinsam an der holländischen Nordsee.
7 Tage gemeinsame Zeit die entsteht aus allem was da ist
und mit allem was gebraucht wird.

 

Intuitiv 

 

Nach so einer Zeit nehme ich mir meist einen Tag, wenn es passt lieber noch zwei Tage frei.
Um mein Spüren und DaSein wieder ganz zu mir zurück zu nehmen.

 

Heute, an diesem sonnigen freien Sonntag war ich früh wach, die Stadt noch still, Zeit der Morgendämmerung.
Und mich erreichten die folgenden Worte, geschrieben von einer Frau, die ich im Herbst 2019 sieben Tage lang begleitete.

 

Gerade jetzt, so frisch nach meiner Rückkehr, ihre Worte vorzufinden, hat mich mit großer Dankbarkeit erfüllt und berührt.
Beim Lesen kann ich so wohltuend fühlen,  das unser Leben ein beständiges Wachsen ist und zugleich ein Reifen in sich selbst hinein.

 

Und mit jeder Frau, die ich begleite, wachse auch ich, reife auch ich und werde ich. 

 

In Dankbarkeit, Kati  

 

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Liebe Kati,

 

die FrauenZeit mit Dir war eine ganz besondere.
Ganz besonders deshalb, weil ich in einer so besonderen Phase meines FrauSeins war,
als ich mir die gemeinsame Zeit mit Dir geschenkt habe.
Ich habe Dich zu uns eingeladen in eine sehr empfindliche und empfindsame Phase meines Lebens –
ins Wochenbett, kurz nach der Geburt unseres zweiten Kindes.

 

Darüber hinaus war es neben der FrauenZeit eine FamilienZeit.

 

Die Entscheidung Dich einzuladen fiel während der Schwangerschaft, direkt als ich zum ersten Mal von Deinem Angebot las.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir zusammen treffen.
Nein, es ist viel mehr so,
dass Du mich bzw. Ihr – Du und Adriaan – uns immer wieder in ganz entscheidenden Momenten unseres Lebens begegnet. Wir haben uns bei Euch im Wochenendseminar kennen gelernt (2012), 5 Jahre später unsere Hochzeit gemeinsam gestaltet und gefeiert und nun erneut, 2 Jahre später, 7 gemeinsame Tage verbracht.

 

Für mich war es völlig klar als ich mir die Frage stellte: wen wünsche ich mir im Wochenbett an meiner Seite
als Unterstützung
um mich „bemuttern“ zu lassen
um sein zu können, wie ich bin, mit allem was da ist.
– Kati!

 

Bereits als Du ankamst, mit der ersten Umarmung, fühlte ich mich
zu Hause
geschützt
gehalten

 

Und so viel fiel in diesem Augenblick von mir ab.

 

Es war eine sehr anstrengende Zeit für mich in all der Veränderung als Familie. Es fiel mir zu Beginn sehr schwer, wirklich abzugeben und loszulassen. Loszulassen von einem Großteil meiner „Verpflichtungen“, Dir oder besser Euch das Steuer zu übergeben und geschehen lassen, alles anzunehmen.
Mich jeden Tag so hingebungsvoll bekochen zu lassen. Morgens bereits mit einer unglaublichen Vielfalt an Geschmack – was A. seither tagtäglich fortführt und welche unser Brei weiterhin in sich trägt.
Mittags: Du mit L. (2 Jahre), die immer mit Feuereifer mit in der Küche stand und alles ganz genau beobachtet und tatkräftig mitgeholfen hat. Ob beim Gewürze auswählen oder Gemüse schneiden… auch ihre Begeisterung für’s Kochen hält an.
Ich habe selten oder gar nicht „mitgeholfen“ und doch immer wieder in die Küche geschaut, voller Neugier und wissbegierig was alles in den Töpfen landet. Doch es war nicht meine Aufgabe.

 

Nein, meine Aufgabe in dieser Zeit war eine andere.

 

So ging es mir auch mit anderen Themen, zu erkennen und anzunehmen: das ist jetzt nicht dran.

 

Ich habe die Klarheit gewonnen, es geht in den 7 Tagen darum, mich um mein Baby zu kümmern UND um MICH. Ganz da zu sein für uns beide. Herauszufinden, zu spüren was meine Bedürfnisse sind und diesen nachzugehen, sobald Raum und Zeit dafür da sind. Und Zeit war da, mit Dir.

 

Zeit für mich, war unser tägliches Üben – es wurde unsere FrauenZeit mit Baby.
Zeit für mich mit Baby kannte ich bereits, doch es machte ein riesen Unterschied, Dich gegenüber sitzen zu haben.
Aufmerksam, spürend, zugewandt und mitfühlend. Diese Kontinuität. Deine Klarheit. Den Mut, die Dinge zu benennen. Alle Gefühle da sein zu lassen, die sich zeigen. Eine Wohltat. Es hat einige Last abgenommen.

 

Auf das Yoga üben mit Dir hatte ich mich so gefreut und wurde anfangs enttäuscht.
Nicht von Dir, sondern von meiner Vorstellung daran.
Zwei Stellungen – zwei Asanas haben wir geübt insgesamt – mehr nicht, nicht jetzt.
Ich dachte, da würde mehr gehen. Doch ich stellte fest, ich darf mich einfach hingeben und „nichts tun“, empfangen. Das ist es was ich jetzt brauche.

 

Enttäuscht war ich dann oft für einen kurzen Moment, als ich realisiert habe, das Yoga üben mit einem Baby nicht immer nach Plan läuft. Sondern meist nach 10, 20 oder 30 Minuten bereits die vermeintliche Yoga Übung beendet war, weil er Hunger hatte oder einfach im Arm gehalten werden wollte. Und es war doch Yoga, wenn nicht sogar die wahre Yoga Übung. Trotz oder gerade während der veränderten Bedingungen bei mir zu bleiben.

 

Eine Herausforderung – immer wieder – mit zwei kleinen Kindern die widerum ihre Bedürfnisse zum Glück ganz genau kennen und äußern können.

 

Gerade in den Momenten, wenn es sehr laut wird.
Gerade dann
atmen
spüren
da sein

 

Diese bewusste Zeit in Achtsamkeit zu verbringen hilft mir noch immer tagtäglich damit umzugehen, wenn die Wogen hoch schlagen und ich spüre
meine Füße
meine Beine…
und ich kann sein, mit dem was gerade da ist.
Entspanne mich schneller wieder.
Sehe klar, welche Gedanken und Emotionen ausgelöst werden
– manchmal in blitzeseile.
Es gelingt mir nicht immer.
Doch ich kann den Weg sehen, klar vor mir,
und ich gehe weiter
Schritt für Schritt.

 

Neben meinem eigenen Üben im Alltag habe ich sehr viel von Dir und Deiner Art übernommen,
anderen Frauen gegenüber ebenso offen und klar zu sprechen
Raum zu öffnen
da zu sein.

 

Die Dinge die vor einem Jahr etwa noch zu früh waren
beginnen nun sich zu entfalten.

 

Ich werde erneut Zeugin wie winzige Samen, die ich gesät habe
nach vielen Wochen und Monaten plötzlich zu sprießen beginnen.
Und das mit dieser ungeheuren Lebenskraft, die aus sich selbst heraus geboren wird.
Ich selbst spüre diese Kraft wieder in mir, die Lebendigkeit. Sie ist zurück.

 

Und ich spüre deutlich, wie wichtig dabei die Zeit des Rückzugs und der Besinnung auf das Wesentliche am Anfang,
auf uns als Familie, war.

 

Ich spüre
Ich spüre mich

 

Welch ein Geschenk. Ich danke Dir von ganzen Herzen für all die Impulse, Dein Sein und Deine Wachstumshilfe, Deine Klarheit, Deine Geduld und Zuversicht, mit der Du mir immer wieder begegnest.

 

Schön, dass es Dich gibt – in meinem und in unserem Leben,
In voller Freude und Zuversicht auf alles was noch kommen mag
– Namasté

 

Susann Fleckenstein mit Familie
Schweiz