Irgendwie bin ich anders … eine Frage

 

 

Dieser Tage erreichte mich eine Frage, die mich bewegt hat. Ich möchte sie mit dir teilen.

 

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Liebe Kati,
Du schreibst, dass es gut tut, mit mehr Menschen zu sein.
Ich empfinde diesbezüglich genau das Gegenteil. Eine wirklich positive Sache der Corona Pandemie ist für mich, dass man weniger Menschen um sich hat. Bin ich irgendwie komisch oder einfach nur nicht im Fluss? Hab echt das Gefühl, dass ich anders bin als die meisten anderen…
XY
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Ich kenne XY schon länger und schrieb ihm folgende Worte: 
Lieber XY,
ich bin unendlich gern allein und suche es auch ganz bewusst immer wieder. 
Es ist ein Genuss, doch …
… manchmal sucht man das Alleinsein, weil es das vertraute (nicht nährende) Überlebensgefühl der Kindheit ist. 
Manchmal sucht man das Alleinsein, weil man unter Menschen sonst zu sehr spürt, dass es keine Verbindung gibt.
Manchmal geht man im Alleinsein intensiv den Weg des Denkens, weil die Gefühle die im Körper, in den Zellen leben, ganz alt sind und zu stark schmerzen würden, wenn man sie – statt sie zu analysieren – wirklich umarmend und gehalten fühlt.
Manchmal sucht man das Alleinsein, weil die starken Gefühle der Kindheit so überflutend waren und man sich damals abgeschnitten hat von allem.
Manchmal kann es sein, dass man die Menschen meidet, weil man einfach nicht weiß, wie man jetzt als Erwachsener in Verbindung geht.
Manchmal kann es sein, dass es alte, tiefe WundeN gibt, die im Zusammenhang mit anderen Menschen immer wieder berührt werden.
Manchmal kann es sein, dass es Begleitung braucht, um diese WundeN wirklich zu heilen. 

 

Und ganz oft ist es so, dass man dann die Nähe der Menschen wieder sucht. 
Weil wir Menschen sind. Und wir genau deshalb einander brauchen. 

 

Und wir brauchen beides:
Autonomie und Verbundenheit.
Gleichzeitig.

 

Es ist ein Weg.
Durch die Angst und Unsicherheit und die sensible Verletzlichkeit der Nähe hindurch.
Es fühlt sich an wie Sterben.
Es ist ein Sterben, um wirklich zu leben.  

 

Kati