Wenn die Migräne spricht

 

 

Liebe Kati, 

meine Entscheidung, mir eine Frauenzimmerzeit  bei dir zu schenken, stand schon in dem Moment fest, als ich von dieser Art der Begleitung hörte. 

Ich kenne dich seit 10 Jahren und seit unseren ersten gemeinsamen Spaziergängen im Westerwald war mir klar, dass du mich verstehst, wirklich siehst, kurz: dass ich dir vertrauen kann. 

Das ging mir bisher nur mit wenigen Menschen so. 

Manches Thema und manche Kobolde auf der Geistesbühne teilen wir – bei aller Unterschiedlichkeit unserer Leben und du bist als 10 Jahre erfahrenere Wegbegleiterin stets ein Beispiel für mich, wie man daran und damit wachsen und sich entfalten kann. 

Im Grunde ist mir dir gegenüber nichts peinlich, da du selbst so offen und authentisch mit deinen Schwierigkeiten umgehst. Ich unterstelle dir vielleicht, dass du ohnehin alles erspürst.

Und doch: Im Vorgespräch scheute ich mich, meine Migräne zu erwähnen, die mich seit meiner Jugendzeit begleitet. Ich war peinlich berührt auszusprechen, wie oft ich mich in diesem Zustand von Schmerzverneblung wiederfinde und wie oft eine Tablette die Lösung ist, um wieder zu „funktionieren“. 

Letzten Endes war es genau diese eine Peinlichkeit, mit allem was noch daran hängt, die in der Zeit bei dir angeschaut werden wollte. Und so kündigte sich nach den ersten Gesprächen, Yogastunden und QiGong-Übungen eine starke Migräneattacke an. Normalerweise würde ich die Migräne wegschieben, betäuben, um wieder normal zu sein. Doch ich wusste, ich kann und will dir nichts vormachen. 

Und so habe ich mich entschieden, mit deiner Unterstützung und Begleitung diese Migräne zu durchspüren. Es war nicht das erste Mal ohne Medikamente und auch nicht das erste Mal der Schmerzerforschung. Aber es war das erste Mal gehalten und getragen sein in diesem Zustand, der eigentlich nur in die Einsamkeit und Dunkelheit führt, weil jedes Geräusch, jedes Licht zu viel ist. 

Ich war einen Tag lang in einem abgedunkelten Frauenzeitzimmer, viel physisch allein, weil der Körper es so brauchte und doch fühlte ich mich nicht abgetrennt wie sonst. Ich fand mit deiner Hilfe Bilder und Worte für diesen Zustand … und beim Abtauchen in die dunklen Tiefen meiner Seele sah ich zu meiner Überraschung auch …

 

… Schönheit

 

Das zarte Pflänzchen der Freundschaft zu meiner Migräne, das aus dieser durchfühlten Attacke entstanden ist, wächst weiter seither, sehr langsam, sehr vorsichtig. Oft nervt mich Migräne einfach nur, wie zuvor auch. Doch manchmal kann ich nun auch einfach mit ihr sein und immer häufiger verstehe ich, was sie mir erzählen will und wieso sie in meinem Leben ist. 

Sie zeigt mir, an welchen Stellen ich meine Bedürfnisse nicht ernst genug nehme. 

Sie zeigt mir, an welchen Stellen dieser Körper, diese Seele an seine Grenzen stösst, wo es für mich zu laut, zu schnell, zu trubelig wird. 

Und sie fordert mich auf, immer mehr zu mir zu stehen. 

Liebe Kati, ich habe bei dir erlebt, wie es ist, wenn man sich selbst erlaubt und gönnt die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und wie sehr dieses ER-FÜLLEN so manch andere Leere heilt, die Schmerzen und Leid verursacht. 

Ich könnte hier noch soviel erwähnen, was ich als Anregung mitnehme: deine Liebe für Details, das nährende Essen … Ich fühle große Dankbarkeit für diese kostbare Zeit bei dir und ich freue mich mit jeder Frau, die sich diese besondere Pause und begleitete Reise zu sich selbst schenkt. 

 

 

Sandra . 37 Jahre . Bad Homburg