Yoga weitergeben ist Liebe

 

Seit einigen Jahren bin nun auch ich am aktiven Yoga-Unterrichten.

Es war ein langer Weg von der ausschließlich intensiv Yogaübenden, zur Yogaweitergebenden zu werden. Und mit dem Unterrichten – ausschließlich in Einzelstunden – kommen die vielen Momente meines Yogaübens in mir auf, meine Reise in mich hinein, die ich körperlich auf dem Weg des Yogas 2001 begann, und ab 2005 bei meinem Iyengaryogalehrer Kai Schoemann zu 100% intensivierte. Er hat mich – ohne es zu wissen – mit seiner leisen Art zu sein, darin geformt wie ich jetzt das Yoga an andere Menschen weitergebe.

Als ich 2012 meine Heimatstadt verließ, um gemeinsam mit Adriaan Buddhayoga zu leben, kehrte auch Kai einige Monate zuvor unserer Stadt den Rücken. Er ging nach einem nicht unbedingt leichten Entscheidungsprozess mit seiner französischen Frau und seinen beiden Kindern nach Frankreich, um dort sein Leben und das was ihn berief weiterzuleben. Seitdem habe ich ihn nicht mehr wiedergesehen.

Doch er ist da. In mir

Dieser Beitrag ist ihm gewidmet.

 

„Ich wünsche dir Geduld. Eine Tugend wie Engel sie haben,

die uns geneigt sind in ihrer Huld.

Geduld ist die mächtigste unter den Gaben.

 

Ich wünsche dir Geduld, die das Begonnene glücklich zu Ende bringt,

ob es nun wenig ist oder viel. Geduld, die dich sicher macht,

dass es gelingt, sanft in beharrlichem Spiel.

Ich wünsche dir Geduld, die dir hilft, an deiner Enttäuschung zu reifen,

Geduld, auch schier Unbegreifliches noch zu begreifen.

 

Ich wünsche dir Geduld, wenn es dir auferlegt ist zu warten.

Das Glück kommt noch immer zu jenen, welche geduldig verharrten.

Ich wünsche dir Geduld, die du brauchst zum Verzicht,

zum Vergeben von Schuld. Geduld hat Gewicht.

 

Geduld ist genauso wichtig wie Mut für dein tägliches Überleben.

Während er laut ist, bleibt sie ganz still auf der Hut.

Himmlische Kräfte sind ihr gegeben:

Geduld, die dich leise beschwören will, niemals aufzugeben!“

 

Lieber Kai,

ich gehe fast jeden Samstag am frühen Morgen auf den Markt an der alten Kirche und kaufe dort bei den Bauern Obst und Gemüse, Blumen, Eier und guten Käse.

Zu einem alten Mann gehe ich besonders gern. Ich mag die Ruhe mit der er seine Geschäfte verrichtet, die Art wie er seine Waren berührt und seine besonders schönen zart-kräftigen bunten Blumen. Immer reden wir auch ein paar Worte miteinander. Vor einigen Wochen sah er mich unvermittelt im Gespräch an und stellte fest: „Sie haben viel Geduld, nicht wahr?“ und sprach zu mir die ersten Zeilen dieses Gedichtes – inmitten des Markttreibens, um uns herum viele Menschen. Ich war überrascht darüber und sehr  berührt und als ich am darauf folgenden Wochenende wieder bei ihm einkaufte, hatte er das Gedicht für mich aufgeschrieben und schenkte es mir. Ich saß danach lange in „meinem“ Ohrensessel meines SamstagmorgenCafes mit seinem Blatt Papier in der Hand. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass du weggehen würdest und nachdem ich seine Zeilen immer wieder gelesen hatte, musste ich an dich denken und deshalb habe nun ich sie für dich aufgeschrieben.

Ich danke dir für die Geduld, die du in all den Jahren deines Unterrichtens mit uns, mit mir hattest, für dein Mitgefühl, Dein Sehen und Dein Erkennen. Ich danke dir für die vielen neuen Worte die ich durch dich kennen lernte, besonders für winterich 🙂 und Fossilisierung, für dein großes Wissen das du mit uns teiltest, für deine sensible, scheue Tiefe und auch für Deine Verschlossenheit, die mir so vertraut ist. Ich danke dir für die Zeit in Deinen schönen Räumen, die Orchidee und das Meditationskissen

LavendelDuftHolzund auch für das ich nenne es mal Lavendelduftholz, dessen Anblick mich oft so glücklich und zugleich ganz ruhig macht und mich für immer an Spremberg erinnern wird und an den Moment, als ich das erste Mal seine ausgewogene Schönheit, dort auf dem Fensterbrett stehend, sah. Ich danke dir für die lange Zeit in der du in deinem Yogaunterricht nicht lobtest, denn sie ließ mich wieder erfahren wie es ist, etwas ausschließlich um des Tuns willen zu tun. Ich danke dir für deinen trockenen Humor, deine klaren Gedanken, die ich oft genau betrachtete, ich danke dir für deine Beständigkeit, deine enorme Kraft, deine Verlässlichkeit und deine strahlenden Augen. Ich danke dir für deine Korrekturen, die mich bewusster machten und für die Art wie du sie ausführst, für deine Souveränität im Umgang mit Schwächen, körperlicher wie seelischer Natur und ganz besonders danke ich dir für diese gewisse ich nenne es mal Sanftheit in deiner Stimme, mit der du mich bei deinen nur mir geltenden Korrekturen dazu brachtest, doch noch etwas weiter zu gehen als ich zu können glaubte. Sie hat mich oft in Momenten erreicht, in denen ich diese Weise der Zugewandtheit besonders brauchte und sie hat mich spüren lassen, dass ich von dir wirklich gesehen werde.

Von Herzen

Kati