14. März

 

07:30

 

Rückzug verwandelt

Auch negatives ängstlich sorgenvoll kontrollierendes Gemecker ist heilig. 

 

Heiliges Gemecker. 

 

Mäh … 

 

Auf auf in den Tag. 

 

Guten Morgen meine liebe kleine große Omi, 

 

Was bin ich erfüllt gestern eingeschlafen, 

Mit den schwingenden Trommeln in mir. 

Den Gesängen.

Alle Höhenauswirkungen weggetrommelt. 

Weggesungen. 

 

Das Herz ganz frei

Das Lächeln selig. 

So bin ich eingeschlafen. 

So bin ich erwacht. 

 

Rückzug verwandelt. 

Trommeln & Singen auch. 

 

Und die Menschen

Ja.

die Menschen die Menschen die Menschen 

 

Heilig 

 

Was hatten wir für ein Glück. 

Hier wird das Holifest 7 Tage lang gefeiert und es endete gestern mit diesem Abend. 

 

Mit den uralten tibetischen Gesängen. 

Mit den uralten tibetischen Tänzen. 

Den uralten Ritualen der Vertreibung des Unguten.

Im außen und im innen. 

 

Alle waren da. 

Das ganze kleine Dorf. 

Alle Menschen. 

Alle Kinder. 

Soviel Gemeinschaft. 

Soviel Freude. 

Soviel Kraft. 

 

Mit dem Mann stand ich lange. 

Er trug seine kleine Tochter auf dem Rücken. 

37 Jahre. 

Bow wieviel Intensität er hatte, wenn er mich an die richtige Stelle im Raum schob, damit ich gut sehe, nah dran bin. 

Und das Leuchten. 

 

Was für eine Erfahrung. 

 

Ich wäre am liebsten länger geblieben… 

Von mir aus auch allein 

 

Aber Ishvar ist der Chef und so ging ich ganz brav mit zurück ins Guesthouse * obwohl alles in mir tanzte

 

Paradiesisch war es. 

Erdig * magisch * wunderbar 

 

 

*

 

 

 

13:30

 

Es regnet

Dicke Tropfen. 

Es macht mich so, so glücklich.  

Regen. 

In Marpha. 

Und nun kommt auch noch ein grollen und grummeln. 

Gewitter? 

 

Um mich herum heiliges Gemecker. 

Mäh. 

 

Ich bin behutsam mit mir. 

Ausruhen ist gerade wieder genau richtig. 

Wenn ich in den Spiegel schaue. Nun ja.  Gesund sieht anders aus. 

Dennoch: 

Ich kann wieder essen.  

Was für eine Freude. Wo ich doch so, so gerne esse. Die Colatage waren gut. & sie waren hart. 

Heute Morgen Spiegelei & Toast. 

Es musste kräftig sein. 

Und vertraut. 

Mittags gebratener Reis mit Gemüse und Ei. 

Es musste kräftig sein. 

Und vertraut. 

Zum Nachtisch Pfefferminztee mit viel Zucker. 

Eine Neuentdeckung. 

Köstlich. 

 

Um mich gerade wieder heiliges sich Sorgen. 

Heilige Worst-Case-Szenarien. 

Ach ist das schön, wenn mit Humor und Abstand wirklich alles heilig wird. 

 

Jetzt. 

 

Schlafen. 

Verdauen. 

 

Am Vormittag waren wir in einem tibetischen Flüchtlingscamp. 

 

in Marpha

 

 

*

 

 

18:30

 

Seit Stunden lausche ich dem Regen. 

Seit Stunden lausche ich mir. 

Seit Stunden liege ich hier und spüre. 

Mich.  

Ganz fein. 

Atem spüren. 

Bis in jede Zelle hinein. 

Alles schwingt.

Ganz fein. 

 

Alles kommt und geht. 

 

Kein Wollen. 

Kein Nichtwollen. 

 

Frei

 

Was bin ich dankbar. 

 

 

 

*

 

 

 

In mir ziehen Bilder vorbei. 

 

Als es hieß, wir gingen in ein tibetisches Flüchtlingscamp war da eine erschreckende Welle von Übelkeit. 

Will ich das? 

 

Wir laufen. 

Hinaus aus dem Dörfchen. 

Vorbei an Lädchen mit auch vielen getrockneten Apfelringtüten. 

Hier in Marpha gibt es viele, viele Apfelbäume. 

Der Reichtum des Mustangstals und das wenige, was in der Kargheit hier kultiviert wird sind diese Bäume mit ihren Früchten, Kartoffeln und Aprikosenbäume. 

 

Wir laufen. 

 

Eine ganze Weile die Schotterstraße entlang. 

Über die Brücke am Fluss. 

Weiter auf einem schmalen Weg. 

Kommen an unter riesigen Seiden-Kiefern. 

 

Vor uns liegt das Camp. 

 

Echt? 

 

Ein überraschender, still friedlicher Ort. 

Überraschend, weil es wie ein winziges Dörflein anmutet. 

Eine ganz nah lebende Gemeinschaft. 

Mit Blumen. 

Lädchen. 

Einer Schule für die hier geborenen Kinder. 

 

Was habe ich gedacht? 

Zelte wie in Syrien? 

 

Niemand scheint zuhause zu sein. 

 

Zuhause

 

In einem der leeren Gässlein doch drei Menschen. 

Die jüngere von den dreien sofort herzlich offen. 

Die beiden älteren ihre Eltern. 

Blind. 

Sie ist im Camp geboren. 

Ihre Eltern kamen 1959 hier an. 

Flüchtende aus Tibet. 

Seitdem ohne Papiere. 

 

 

 

S e i t   6 4   J a h r e n   o h n e    P a p i e r e .

 

 

*

 

 

 

 

*

 

20:30 

 

Meine liebe Omi,

bis eben saßen wir hier an diesem Abend zusammen und lauschten. Draußen klingt der Regen, hier drin ist es erstaunlich warm und still. 

Wir lauschten einer meiner großen, großen Heilungs-Geschichten. Alle. Auch Ishva und Tek, die gar kein deutsch verstehen. Auch sie lassen sich von nun an mitnehmen in den gestillten Klang des in sich Ruhenden. 

Im letzten Jahr bekam ich indirekt die Empfehlung, diese Geschichte zu lesen. 

Ich entdeckte sie hörend. 

Was für ein Geschenk. 

Denn danach ruckelte sich in mir etwas Grundlegendes neu zurecht. 

Mein gefühltes Bild dafür war damals das eines Kaleidoskop, in dem einige Steinchen immer wieder die ruhende Schönheit des Musters stören. Und diese Steinchen rückten dank der Geschichte an die genau richtige Stelle. 

Ja, eine meiner großen Heilungsgeschichten. 

Zum letzten Weihnachtsfest las ein Mitreisender diese Geschichte, dieses Märchen. 

Ich habe sie hier auf meinem Handy und darf sie teilen. 

So schön. 

Sie ist neben vielem anderen mit ein Grund, dass ich hier bin und wir zusammen reisen. 

Und eines ist sicher: Tibet entdecken wir eines Tages auch gemeinsam. 

 

*                                                                           

Der Königsgaukler . Ein indisches Märchen . Von Manfred Kyber 

gelesen von einem Mitreisenden

Teil 1/7

 

 

*

 

*

 

04:00

 

Vor einigen Stunden hat sich in Deutschland mein kleiner Hundebruder Dudus auf immer in tausend Blüten verwandelt 

 

Tränen 

 

hier 

in Marpha 

 

 

 

 

 

*

 

 

 

 

*

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