24. März

 

*

 

(8:00)

Ach meine kleine Große, 

heute ist ein Scheißtag. 

Aber so richtig. 

*

Ärztlich angeordnet. 

Halleluja! 

Jetzt muss ich laut prustend lachen und erinnere mich an die krönende Weite im Mustangtal. 

 

Herrlich. 

 

Nichts zu essen. 

Und immer schön in der Nähe des Zimmers aufhalten ;). 

Oh wie du das kennst. 

Verdammter Krebs. 

Verdammte Strahlentherapie. 

Und trotzdem:

20 Jahre weiter leben. 

Wenn möglich immer in der Nähe einer Toilette. 

 

Seit dem Morgen liegt dichter Nebel über dem See der nun aufsteigt. 

Ob wir heute wohl all die hohen Berge in Gänze sehen werden? 

Endlich Klarheit? 

Es fühlt sich so an. 

Vielleicht. 

Wenn die Sonne stark genug ist … 

 

*

 

 

(10:00)

Ach Oma, 

Ich muss so lachen. 

Alle, wirklich alle wissen hier, dass heute der große Scheißtag ist. 

Erst kommt der Doktor vorbei. 

Ich stehe mit der Zahnbürste im Mund an der Tür. 

Hab wohl gestern nicht verstanden, dass er zum Zimmer kommen würde. 

 

How many times you go to the toilet? 

 

Ich bekomme nochmal den Tag erklärt. 

Alles beobachten. 

Alles notieren. 

Ganz genau. 

Oh, das kann ich gut.

Ausruhen 

Ausruhen 

Ausruhen

Na das wird mir auch gelingen. 

Trinken 

Trinken 

Trinken 

Heißes Wasser

Später Reiswasser 

Am Abend einen Juice

Keine Anstrengungen

Wenn was komisch ist die 303 wählen

Krieg ich hin. 

 

Später kommt der Mann mit dem Reiswasser. 

Strahlt mich mit großen Augen an. 

 

How many times you go to the toilet? 

 

Oh man muss ich lachen… 

 

Biba, meine Behandlerin läuft den Weg fegend vorbei. Die linke Hand auf dem Rücken. Die Rechte fegt ruhig die Regenblätter von gestern Abend zur Seite. 

Sie strahlt mich mit warmen Augen an. 

 

How many times you go to the toilet? 

 

Oh man muss ich lachen… 

 

Biba. 

42

2 Kinder. 

Ein Sohn 15 und eine Tochter 23.

Jüngere Schwester, irgendein Wort das wie Beuni klingt.

Ich bin Didi, ältere Schwester. Das kenne ich, so nennt mich Aurelius seit er mit dem sprechen begann. 

 

Gestern öffnete sie den Kräuterstempel für mich. 

Oh wie das duftet. 

Voller Blätter von medizinisch wirksamen Bäumen hier, Medizinpuder, Knoblauch, Zitrone, Curry. 

Ich freue mich sehr, es zu sehen. 

Und ich freue mich in Ruhe ihre Hände zu betrachten. 

Sie sind mütterlich. Voll. 

Gezielt und selbstverständlich. 

Voller Kraft.

Haltend. Wärmend. 

Immer wieder auch schenkend. 

Und ihre intensiven Daumen sind wie die raue Zunge einer erfahrenen Mutterkatze. 

Was bin ich dankbar für diesen großen Luxus des behandelt werden. 

Jeden Tag neu. 

Das Körperchen beginnt mit jedem Tag mehr zu blühen. Ein tief nährendes, großes Atmen ist das hier für mich. 

Noch nie war ich so angefüllt voller schmiegsamer Weichheit. 

 

Doch jetzt erstmal weiter ganz pragmatisch loslassend durch den Tag. 

 

How many times you go to the toilet? 

 

fragt von weitem ganz herzlich interessiert die junge Frau, die hier so liebevoll meine Wäsche gewaschen hat. 

 

Halleluja! 

Mein Bauch. 

Ich muss so lachen. 

Oh man … 

Ich glaub, ich muss mal 

 

Wat’ n Scheisstag. 

 

 

 

 

*

 

 

(11:00)

Meine Liebe, meine Kleine, meine Große, 

Meine liebe große Kleine, 

 

so langsam geht es immer wieder lachend tiefer mit uns Beiden. 

Immer tiefer in die Erinnerungen. 

An diesem großen Scheißtag. 

Ich bin dankbar, dass ich für manches schon vor langer und für manches schon vor längerer Zeit die genau richtigen Worte fand. 

Vor längerer Zeit, im letzten Jahr schon, erreichte mich während unseres zurückgezogenen mehrwöchigen Winterretreats eine überraschende Gabe. 

Ein Buch. 

Ein Buch mit dem Titel: 

*Die Großmutter*

 

Literarischer Seelenbalsam.

Von 1855 

Mit alter Sprache eintauchen in eine längst vergangene, heile Zeit in Böhmen. 

Nach diesem mehrwöchigen Winterretreat mit 80 Menschen, an dem allerersten Tag wieder völlig so ganz allein Zuhause, bahnten sich dank dieses Buches die Erinnerungen ihren Weg in mir und fand ich Worte für sie. 

Und heute, nach über einem Jahr, weiß ich, dass dieses mir überlassene Buch mit seinen Worten drumherum, mitwirkt an meinem Schreiben an dich meine liebe Oma. 

Über ein Jahr lang formte es sich in mir.

Ein ganzes Jahr lang. 

Ja.

Alles wirkt. 

Wenn wir es lassen. 

Dort, wo Sprache und Empfindung eins werden können, findet sich alles ruhend ineinander gelegt, zu einem einzigen unendlichen Punkt voller staunendem Wunder.

 

Und vielleicht, 

mmh, 

ja, 

 

vielleicht, 

 

vielleicht stimmt es tatsächlich, und bin ich wirklich eine femme de lettres … ?

 

*

 

Januar 2022

 

„Heute ist ein freier Tag. 

Zum Ankommen und Hineingleiten in den eigenen Rhythmus, den nur durch mich geformten Tag. 

 

Dein Buch begleitet mich dabei. 

Es berührt auf vielen Ebenen. 

Von mir weg. 

Zu mir hin. 

Bringt Erinnerungen. Im Fühlen. Und im Sehen. Lässt Bilder aufsteigen. 

Auch mit seinem Duft. 

In Übergangszeiten ist die Sehnsucht nach meiner Großmutter besonders zu spüren.  

Sie fehlt mir. 

 

Ja. An solchen Tagen wie heute wird es besonders spürbar. 

Heute ist ein Lückentag. 

An Lückentagen ist es gut, allein zu sein. 

Und gleichzeitig ist es gut, in Verbindung zu sein. 

Ja. 

Ein wehmütiger Lückentag. 

 

Ich erinnere mich an den Tag ihrer Beerdigung, die, wäre es nach den Vorstellungen meines Vaters und seiner Frau gegangen, gar nicht stattgefunden hätte. Ihre Vorstellung: sie beide allein mit mir und Oma am Grab. 

Doch das wusste ich zu verhindern.

Schon lange Monate zuvor.

Für sie. Für sie, die von allen geliebt wurde. Von niemandem gemieden. Jeder suchte ihre Nähe…

 

Sie hatte sich Stille gewünscht und Klang. 

Keine über sie geredeten Worte. 

Keine Rede. 

 

Es wurde nicht gesprochen. 

 

Mein Vater mit seiner Frau ganz vorn. 

Ich, im roten, bodenlangen Kleid, mit roten Schuhen, einer roten wärmenden Wolljacke um mich, der Lieblingsfarbe auch meiner Großmutter, und Anjas voller Liebe wild gebundenen Blumen in meinen Armen, ganz hinten. 

 

 

Alle sind gekommen. 

Ich rief und sie kamen. 

 

Sogar meine Mutter als innig geliebte und ihr 1977 das Herz brechende, längst vergangene Schwiegertochter kam.

Meine Tante * Sabine.  

 

A l l e  sind gekommen. 

 

Für meine Großmutter. 

Und auch für mich. 

Um mir Kraft zu geben im Zusammentreffen mit meinem schon so lang verstummten Vater und seiner Frau – dem Feldwebel. 

Er und ich sprachen kein Wort miteinander, kein einziges und haben uns seitdem nie wieder gesehen. 

An dem Arzt der zuließ, dass sie ihren neu,  nach einem mehrwöchigen Nierenversagen samt Oberarmbruch und Dekubitus, erwachten  Nieren und Lebenswillen nicht leben konnte, der sich zusammen mit meinem Vater und dessen Frau – dem Feldwebel, weigerte, ihre zurück gekehrte, durch die in Liebe gehüllte Fürsorge zurück gekehrte LebensKraft zu stützen, wollte ich mich lange rächen. 

 

Oh was hatte ich für Ideen ! 

 

An meinem Vater, der alle nahen Menschen einschließlich mich als dem Menschen der ihr am nächsten war, (und nein, nicht auserwählt sondern auf ganz natürliche Weise des Gleichklangs von zwei Seelen) von ihr wegdrängte und sie das geschehen ließ, weil sie wusste, dass ich es tragen würde, weil sie wusste, dass ich verstand, räche ich mich dadurch, dass es keinen Zugang mehr zu mir gibt. 

Räche ich mich durch mein Schweigen.

Und das als einziges Kind eines Mannes, dem mit mir ein kleines (medizinisch betrachtetes) Lebens-Wunder zuteil wurde. An meinem Vater, der mich voller Schmerz schon einmal verlieren musste. Als ich zwei war. 

 

Ja. 

Mein Schweigen ist meine Rache. 

 

Meine Großmutter und ich, wir waren uns sehr nah. Sie war ein junges Mädchen in einem alternden Körper.

Wir waren alles gleichzeitig füreinander. Großmutter. Mutter. Schwester. Tochter. Enkelin. 

Vertraute. 

Gefährtinnen. 

In den letzten Wochen ihres Lebens schlief ich die 670 km von ihr entfernt jede Nacht auf dem Balkon und sagte ihr, dass sie immer ihr Fenster offen halten solle, so trenne uns tatsächlich nichts. Manchmal, schon sehr geschwächt rief sie mich heimlich nachts an und wir redeten. 

 

So nah. 

 

In meinem Schlafzimmer steht der kleine rote Sessel in dem ich saß, wenn ich sie besuchte.

Auf meinem Bettrand liegen die zwei Bücher die ihr das meiste bedeuteten und mich sehr prägten: Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ und „Der Tag zieht den Jahrhundertweg“ von Aitmatov. 

Wir lasen oft zusammen dieselben Bücher. Oder sie erzählte mir Bücher. Wenn ich weniger Zeit nahm zum Lesen.

Als sie starb, in den Wochen danach, konnte ich spüren wie etwas von ihr in mich hineinglitt und auch das, was schon in mir war von ihr, noch mehr ausformte – in den langen Wochen der wortlosen Stille die mich umfing.

Und obwohl Dein Buch mich wieder die Sehnsucht nach ihr spüren lässt, weiß ich das sie da ist. 

 

In mir. 

 

Bisher sind noch keine Worte gelesen. 

Es reicht schon, nur das Buch mit seinem Titel zu betrachten. Zu fühlen. 

Ich danke dir sehr für diese reiche Gabe. 

Und es wird ein bisschen Zeit brauchen bis es zu Dir zurückfindet. 

Ich bin langsam geworden im Lesen. 

Brauche wegen der Tiefenwirkung für alles viel mehr Zeit.

An ihrem Tag wurde in der Trauerhalle auf ihren Wunsch ein Lied gespielt: 

Das Lied an den Mond von Dvorzak, dir sicher wohl bekannt. 

Und anbei um dich ein bisschen ostig mitzunehmen das zweite für dich, das mein Vater für sie auswählte.

Als ich fortging…

oder hier

 

 

Ja. 

Meine Großmutter. 

Mein nahester und geliebtester Mensch. 

Ein junges, fröhliches Mädchen in einem alternden Körper.

 

 

Wir waren Licht füreinander. 

Und gingen gemeinsam durch die Dunkelheit.“

 

 

* * *

 

 

„Lied an den Mond“ aus „Rusalka“ von Antonín Dvořák

*

Silberner Mond du am Himmelszelt,

strahlst auf uns nieder voll Liebe.

Still schwebst du über Wald und Feld,

blickst auf der Menschheit Getriebe.

Oh Mond, verweile, bleibe,

sage mir doch, wo mein Schatz weile.

Sage ihm, Wandrer im Himmelsraum,

ich würde seiner gedenken: mög‘ er,

verzaubert vom Morgentraum,

seine Gedanken mir schenken.

O leucht ihm, wo er auch sei,

leucht ihm hell, sag ihm, dass ich ihn liebe.

Sieht der Mensch mich im Traumgesicht,

wach‘ er auf, meiner gedenkend.

O Mond, entfliehe nicht, entfliehe nicht

 

 

 

* * *

 

 

Es regnet. Es stürmt. 

Und es rauscht der Wind. 

So laut

So mächtig 

Jetzt 

Freitag

24.März 2023 

16.45

Nepal . Begnas Lake 

 

 

 

Dezember 2018 

Von der Verwirrung. Und von der Wut. Vom Leben. Und vom neu geboren werden.

Seit dem 11.09.2018 durchlebe ich den Jahreskreis der vielen ersten Male

Den Jahreskreis der Erinnerungen und der Traurigkeit.

Ich weine gerade oft und ganz schnell und dann lache ich wieder und bin ganz still und dann ist da die Wut und das Lachen und das Weinen gleichzeitig aufeinander.

 

Puh, Ebbe und Flut …

 

Und alles ist gut so

 

L e b e n    eben

einfach mit fließen

 

… und atmen

 

Rosemarie, 17.12.1933 – 11.09.2018

 

Als ich meine Großmutter am 04.09. ein letztes Mal sehen konnte, sagte ich ihr, dass, wenn ihr Körper stirbt,  sie überall sein wird für mich, im Regen, in den Sonnenstrahlen, im Wind und sie ergänzte lächelnd, ja und im Rauschen werde ich auch sein.  Als ich am 11.09. die Nachricht von ihrem Tod per sms erhielt, war um mich herum ein starker Herbstwind und rauschte in den Bäumen.

Und heute in der Dämmerung des kürzesten Tages des Jahres, kurz vor der längsten und dunkelsten Nacht, regnet es, und windet es, und es rauscht so mächtig!

Nun endlich ist es an der Zeit, zu schreiben …

 

Für meine Großmutter, die ich gemeinsam mit Adriaan im August nach drei Wochen 24-Stunden für sie Dasein, wie losgerissen zurück lies, weil zwei nahe Angehörige unser RundUmDieUhrFürSieDasein-Wollen und DaSeinKönnen und gelebte Liebe, die keine Worte braucht, die nichts erwartet und nicht aufrechnet, nicht für möglich hielten und nicht aushalten konnten.

 

Für meine Großmutter, die dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatte, deren Nieren nach 2,5 Wochen des Versagens in der Nacht nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus für die letzten Lebenstage im eigenen Bett wieder anfingen zu arbeiten, und die noch einmal zurück gekommen war aus dem Reich der Sterbenden. Ganz sie selbst und mit noch mehr feiner und direkter Würde liebend, als sie es eh schon tat. Voller stiller Willenskraft bereit, alles zu tun und zu lassen, um wieder zu stricken, zu malen, zu kochen, zu leben. Wenn es sein müsste, auch dauerhaft im Bett.

 

Für meine Großmutter, für die jedoch mit der Begründung „Wir wollen doch nicht ein zweites Wunder erwarten!“ eine Behandlung, die trotz eines sehr geschwächten Zustandes ein vielleicht Auf-die-Beine-kommen nicht von vornherein für unmöglich hält, vom begleitenden Hausarzt für nicht sinnvoll erachtet wurde.

 

Für meine Großmutter, die ertrug, dass dieser Arzt auf durch uns vorgebrachte, nicht unbedingt schulmedizinisch übliche, freiheitlich niederländische Behandlungswege mit einer wegwischenden Handbewegung erwiderte: „Wir müssen hier ja nun wirklich nicht mit Goldstandards herangehen.  Wir tun gar nichts hier, wir warten einfach mal zwei, drei Wochen ab.“

 

Für meine Großmutter, die den Weg genau dieses Arztes, den sie nie mochte und dem sie nicht vertraute (aber wegen Ärztemangels annehmen musste) und den Weg, den zwei nahe Angehörige für sie in Absprache mit dem Arzt vorbestimmt hatten, mit einem wissensklar geäußertem „Ja, so machen wir es.“ mitging. Mit der später leise gesprochenen, jedoch nicht diskutierbaren Begründung, irgendwann sei das Maß des Erträglichen erreicht und dann müsse einer Nachgeben. Sie.

 

Für meine Großmutter, die all das hinnahm, wie sie schon vieles, über sie hinweg Bestimmtes in ihrem Leben hin – und angenommen hatte. Und auch gerade deshalb ein so besonderer Mensch war.

 

Für meine Großmutter, die uns  A L L E, jeden  E i n z e l n e n  ihrer großen Familie und ihrer Freunde, jeden Einzelnen mit seinem ganz eigenen Wesen und seiner Art zu sein, jeden Einzelnen der es gekonnt hätte und sie in Stille und Frieden Sein lassen und in Ruhe gehen lassen würde, in den letzten Tagen und Stunden an ihrem Sterbebett gewollt hätte.

Sie liebte  a l l e,  sie liebte  j e d e n  von uns.

… und musste wählen

 

Tür zu.

Schlüssel abgezogen.

Ein von fremder Hand geschriebener Zettel:

„Besuche sind nicht erwünscht!!!!!!“

 

Für meine Großmutter, die uns aus Angst Anfang September nach zwei intensiven Stunden, trotz großer Sehnsucht und jeden Moment auskostend, wegschickte, aus Angst vor der Wucht der Wut, falls da jemand überraschend käme. Aus Angst den Jemand zu verlieren und dabei schon längst verloren hatte und es wusste.

Nichts und niemand kann uns trennen mein Kind … Auch der Tod nicht.

 

Für meine Großmutter, deren Sache nicht die lauten Worte waren, sondern die leisen: Nein nicht streiten, nicht kämpfen, wir müssen sie beschämen …

 

Für meine Großmutter, die mit Würde und Liebe die Rolle der Schuldigen übernommen hat, um den von uns Unfähigen verursachten Schaden zu beruhigen … und  j e d e n  weiter liebte

 

Für meine Großmutter, die, solang ich sie kannte, ein junges Mädchen war. In einem alternden Körper.

 

Für meine Großmutter

*

Engste Vertraute

*

Freundin

*

Weise Frau

*

 

Für meine Großmutter und für mich, gehe ich durch die Zeit des Rückzugs und der Dunkelheit, durch die langen Tage und Nächte, durch die Zeit der Tränen und der Traurigkeit, der Erschöpfung und der Angst, der Wut und der Bitterkeit.

… und sinke und sinke und sinke

 

atmend

 

… und verstehe in der beängstigenden Tiefe der Dunkelheit – auch wenn das Ego sich immer wieder wehrt – dass es nichts und niemandem etwas zu verzeihen gibt. Auch mir selbst nicht.

 

 

 

 

 

 

weil   Leben   i s t

 

 

 

 

 

 

 

In Dankbarkeit für Adriaan, der all meine Bewegungen der letzten Monate mitgetragen hat und zu jeder Zeit da war mit mir und mich hielt.

 

In Dankbarkeit für all die Frauen, die in diesen langen Wochen da waren für mich und keine Angst hatten vor der Traurigkeit und der besonderen Stille, die diese wortlose Traurigkeit mit sich bringt. Da waren mit einem sehenden Blick, Worten, Briefen, gemeinsam verbrachter Zeit, geteilten Erinnerungen, Nachrichten, Schweigen, kleinen Geschenken, einer warmen herzlichen Umarmung, einem lecker gekochten Essen.

 

Und in Dankbarkeit für die Männer, die zu reden beginnen. Über eigene Verluste, Zeiten der Traurigkeit, die wissen, was es heißt zu verlieren, in Liebe los zu lassen und sich im Verlust nicht zu verstecken, sondern mitten im Leben zu sein mit all den Gefühlen und Erinnerungen, die einen durchziehen, um dann wieder ganz im Moment anzukommen.

 

Für all uns wundervollen Frauen, die wir auch wütend und verwirrt sein dürfen

und uns dabei mitten drin, ganz auf uns selbst zurückgeworfen, wieder neu für die Liebe und das Verstehen entscheiden

 

 

L e b e n     i s t

 

 

*

 

 

 

 

 

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