3. März

 

Die einführenden Worte findest du hier

 

Und ab nun wird es ziemlich persönlich 😉 

 

Es geht los.

Schritt für Schritt.

Mitten hinein.

 

*

 

 

21:00

 

Meine liebe große kleine Oma, 

 

Es ist soweit.

Und es kam so überraschend.

Ich stand mit meinem weinroten 15 kg Rucksack an diesem Freitagnachmittag auf dem Bahnsteig in Koblenz.

Mütze. Tuch und herrlich frostig kalte Hände.

Wärmende Wintersonne.

Blauer Himmel.

Der 3. Tag im März.

Dachte an Beate. Crystal. Die Klosterfrauen. An all die Menschen, die mich in den letzten Tagen baten zu schreiben.

 

Würde ich schreiben?

Will ich das?

 

Fragende Stille.

In mir.

Um mich herum die Stimmen von Menschen.

Züge kommen und gehen.

Über die Lautsprecher klingt es wirklich laut.

Spüren.

Innehalten.

Atmen.

 

Und ganz langsam mich erfassend, geht eine Welle durch mich und plötzlich weiß ich, dass ich schreiben werde.

Es kann gar nicht anders sein.

 

Alles wird weit.

Die Wahrnehmung geöffnet, die ruhende Schönheit des Lebens verwoben mit mir.

Tiefe Stille inmitten des lebendig Alltäglichen.

Wie so oft in solchen Momenten der Richtung gebenden Erfasstheit:

Tränen.

 

Ja.

 

Es ist entschieden.

Ich werde schreiben.

 

Für dich.

 

Nach langen Jahren wieder für dich.

Und in dir für all die anderen.

Für dich, die du so gerne gereist wärest.

Und es doch nicht vermochtest.

Obwohl Du so lebensfroh warst, so fröhlich. Neugierig. Dem Leben zugewandt.

Ach meine große Kleine.

Wie sehr du mir fehlst. Gerade lass ich es zu, dein Fehlen zu spüren.

Opa wollte es nicht.

Wie er so vieles nicht wollte, das mit Freude und Leichtigkeit & Freiheit verbunden war.

Dazu musste er gezwungen werden. Und war dann glücklich, um erneut dazu gezwungen werden zu müssen.

So anstrengend für dich. Und uns auch.

Und als das Leben dir schmerzhaft den Raum schenkte endlich selbst entscheiden zu können, ging es nicht mehr. Dein Körper war zu krank. Zu schwach. Zu erschöpft vom Leben mit all seinen vielen großen Toden, die du zu sterben hattest.

Aber dein Geist war wach. So wach.

Dein Herz groß. So groß.

Jeder hatte darin Platz.

Jeder.

Na gut. Du hast recht, ich übertreibe.

Fast jeder.

 

Und nun Oma, reise ich wieder.

So wie 2014 schon. 2015.

 

Dieses Mal jedoch allein.

Ja.

Allein.

 

Und ich werde dich mitnehmen.

Durch meine Augen werden wir Nepal entdecken, seine Menschen und Berge.

Mich. Dich.

Alles.

 

Ja.

 

Ich sitze.

Die ersten 8 Stunden.

Das Flugzeug voller Menschen.

Inder.

Und fliege frei wie ein Vogel durch die Nacht hinein in den schneller kommenden Morgen.

Beseelt von langen magisch offenbarenden Blicken auf Städte am Abend und ihre warmen  LebensLichter mit ihren fließenden, pulsierenden Lebensadern.

 

AirIndia.

Frankfurt. Dehli. Kathmandu.

 

Nepal.

Ich komme.

Und ich werde dir begegnen.

Überall.

 

 

*

 

 

 

 

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