29. März

 

 

*

Heute Nacht bin ich durch den Himmel getanzt 

Was für ein Bett. 

Was für ein erdendes Zimmer. 

*

 

 

Zwei Stunden brauchte es, um das Kettenkarussell in mir ausklingen zu lassen. 

 

Ein großes Halleluja! 

 

Irgendwo mitten in Kathmandu. 

Mittendrin in einem gutsituierten Viertel nahe des Flughafens. 

Im Summerhillhouse. 

Beim sehr Oxford anmutenden Vater unserer Begnas Lake Gastgebenden. Seinem Sohn und  Ewa, seiner Schwiegertochter mit polnischen Wurzeln. 

Ja, Oxford. 

Oxford mit tiefen ruhigen Augen und einem großen, weiten Herz. 

Für die Menschen und für die Hunde. 

Auch hier leben wie in Begnas Lake einige Hunde ohne Vorderläufe. 

Sie zu sehen in ihrem alles durchdringendem Bemühen zu laufen, und ihre Freude zu sehen sobald sie Zuneigung spüren – oh mein Herz… 

Soviel Lebensmut und soviel Liebesfreude. 

Er erzählte auf unsere Frage hin beim Abendessen im malerischen Künstlerhaus, tatsächlich konnte ich wieder etwas essen, trotz acht Stunden Kettenkarussell mit Stop-and-Go, wie Begnas Lake entstand.

Dort am Hang, mit Zugang über den See oder über die lange, lange Treppe den Berg hinunter. 

Kein Auto findet dorthin. 

Und das Biba (meine Behandlerin) damals noch ein kleines Mädchen war. Jetzt ist sie 42. Beuni – jüngere Schwester. Er wusste lächelnd sofort was ich meine, als ich sagte, sie habe Mutterhände. Ja, sie hätten genau geschaut, was jeder der Menschen am besten könne und das würden sie unterstützen. Und das es zwischen 45-50 Menschen seien die dort arbeiten, immer, wie eine große Familie. (Oh man, halleluja, wir waren vier Ayurvedagäste. Ansonsten gab es immer wieder mal Übernachtungs- und Tagesgäste.) 

Und wie damals vor 30 Jahren alles verarmt war dort. Die Frauen trübe, die Männer tranken und spielten Karten. Die Kinder waren auch irgendwie da. 

Es freut mich sehr, ein bisschen mehr zu wissen.

 

Und dann dieses Bett. 

 

*

 

Ja. 

Heute Nacht bin ich durch den Himmel getanzt.

In diesem erdendem Zimmer. 

Mitten drin in Kathmandu. 

 

*

 

 

Und eigentlich, eigentlich wollte ich gestern Abend in Bodnath sein. An der großen Stupa.

 

Ich wollte dort ein letztes Mal eintauchen. 

Wollte laufen. 

Atmen. 

Spüren. 

Wollte einige wenige Karten schreiben. 

Genau dort. 

Wollte ein Thanka finden für Adriaan. 

Wollte meine große, große Reise abrunden. 

Dort. 

 

*

Doch das Körperchen sagte ganz klar nein. 

*

 

 

Und so liege ich in meinem

Himmelbett und atme in der Dunkelheit. 

Spüre.  

Tiefer und tiefer. 

Sinke. 

Hinein. 

 

* * *

* * * Und gehe ganz langsam, immer mehr sich zeigend, jetzt vor dem Einschlafen, in meinen ganz klar eingepflanzten, nun zurückkommenden Erinnerungen spazieren. 

An der Stupa. 

Ich bin da. 

Ganz dort.

Stimmengemurmel kommt mir entgegen. 

Und ich sehe. 

Sehe die Augen. 

Die Augen die alles sehen. 

Im Außen und vielmehr noch im Innen. 

 

 

 

Und ich stehe nur da und spüre diesen Ort. Den Kreis. Die Menschen. Die Düfte. Klänge. Höre die Stimmen, das Murmeln der Mantren. Irgendwo wird gechanted. Höre das Fegen der Strohbesen über das Pflaster, den leisen hölzernen Klang der Gebetstrommeln. Die schlurfenden Schritte. Die energischen auch. 

Das langsame Schreiten. Klackern von Schuhen. Ihr Knarren. Quietschen. Reiben. Schweben. 

Hier wird gelaufen. 

Immer rundherum. 

Buddha. Dharma. Sangha. 

 

Hier wird gelaufen und ich stehe. 

Gefühlt ewig. 

Dieser Ort vertieft das Lächeln, das auf meinen Zügen liegt. Dieses feine Lächeln, das aus dem Herzen aufsteigt und aus der Stille des Geistes. Dieses feine Lächeln, das man nicht machen kann und das aus einer auch kindlichen Hingabe und Sanftheit erwächst. Dieses Lächeln wenn das Zuviel an Schützendem schmilzt. 

 

Ja, so fühle ich mich: voller lang gereifter, kindlicher Hingabe. 

 

Stunden verbringe ich hier. 

Laufe. 

Sitze. 

Beobachte. 

Höre. 

Rieche. 

 

Sitzen hilft mir die Intensität dieses Ortes ganz aufnehmen zu können. Manchmal zittert es in mir. Das Herz schlägt tief und langsam. Der Körper perlt rauschend ob der vielen Menschen und Eindrücke. 

 

Sitzen. 

Laufen. 

Sitzen. 

Laufen. 

 

Sehen 

 

Vom hellen Tag bis tief hinein in die Dämmerung und die lange Nacht der Dunkelheit. 

 

 

Sehen 

 

Alles 

sehen. 

 

Alles.

 

Mit lang gereifter, kindlicher Hingabe. 

 

 

Ich merke meinen Hunger – obwohl ich gut und viel gegessen habe. 

Laufe in ein Seitengässchen. 

Sehe einen Bäcker mit süßen, kleinen Dingerchen. 

Oh ja! 

Das ist jetzt genau das richtige ;). 

Erst eins. Dann noch eins.

Sie schmecken wie unsere Eierkekse, nur in weich.

Sie würden dir schmecken Oma. 

Ich weiß es. 

Für dich getunkt in Kaffee und wir würden reden dabei. 

Ich im roten Sesselchen sitzend, du strahlend mit müden, durchwachten Augen auf deiner kleinen Couch.

 

Alles alles alles würde ich dir erzählen. 

Ja.

A l l e s

 

Oh wie ich es genieße. 

Diese Süßigkeit, die nicht aus Unerfülltheit  geschmeckt wird. So frei. 

 

Zurück auf dem Platz, sitze ich auf Treppenabsätzen inmitten traditionell gekleideter tibetischer junger und älterer Frauen. Sie sind so schön. 

Und dann schreibe ich. 

Eine meiner ganz nahen Frauen wird ab morgen ihren Yogaweg endlich wieder als Selbständige mutig und entschlossen dem Herzen folgend weiter gehen. 

 

„Nicht im Kopf, im Herzen liegt der Anfang.“

 

Und da ich meine Karte für sie in Deutschland nicht mehr schrieb, tue ich das jetzt hier. Einen besseren Ort, einen besseren Moment kann es für diesen Segen nicht geben. 

Und als sich auch noch ein kleiner schwarzer Hund vertrauensvoll an meinen Füßen auf der Treppe wo ich sitze niederlässt, hinter mir ein Mönch schon lange ruhig mit mir schweigt und atmet, ist das Leben mal wieder ein Kreis geworden. 

 

 

Du würdest sie lieben Oma. 

 

Sofort. 

 

Und ich schlief ein.

Mitten drin in Kathmandu. 

 

 

*

Und heute Nacht, heute Nacht bin ich durch den Himmel getanzt. 

*

 

 

Was für ein Bett. 

Was für ein erdendes Zimmer. 

Mitten drin im alles Leben. 

 

 

*

 

 

 

 

 

 

Reisetag Nr. 2 

 

 

 

10:00

Und nun Oma, reise ich wieder. 

Im Frühling 2023. 

Dieses Mal jedoch war ich allein unterwegs. 

Ja. 

Allein. 

Ohne Adriaan. 

 

Und dich nahm ich wieder mit. 

Durch meine Augen entdeckten wir dieses Mal Nepal, seine Menschen und Berge. 

Dich. Mich. 

Alles. 

 

Ja. 

 

Ich sitze. 

Die letzten 8 Stunden. 

Das Flugzeug voller Menschen. 

Deutsche. 

Und fliege frei wie ein Vogel weiter durch den sich verlangsamenden Tag. 

Beseelt von den offenen Augen der Menschen Nepals, ihrem Lächeln und ihrem warmen Licht. 

Trotz allem. 

 

AirIndia. 

Kathmandu. Dehli . Frankfurt 

 

Deutschland. 

Ich komme. 

Und ich werde dir begegnen. 

Überall. 

Ganz neu. 

 

 

*

 

 

 

 

*

 

 

 

21:00
Deutschland

 

Als es vor langen Wochen soweit war und ich in Koblenz auf dem Bahnsteig stand mit Melanies weinrotem 15-Kilogramm Rucksack, an diesem Freitagnachmittag, Anfang März, also als ich da so stand, mit Mütze, Tuch und herrlich frostig kalten Händen in der wärmenden Wintersonne bei blauem Himmel, da dachte ich an Beate. Crystal. Die Klosterfrauen und an all die Menschen, die mich in den Tagen zuvor baten zu schreiben und zu fotografieren. 

An sie alle dachte ich. 

Und besonders dachte ich an Beate. 

 

Beate kenne ich nun seit 5 Jahren. 

Und ganz langsam hat sich unsere sofortige, unmittelbare Nähe in eine Freundschaft verwandelt. 

Beate ist ein großes Beispiel für mich. 

Beate mit ihren vier Kindern, der Katze, den Hasen und den seit zwei Jahren 35 Apfelbäumen mit all der Verantwortung, die das als Apfelbaummutter bedeutet. 

 

Vier Kinder. 

 

Maili ist 13 und ein so stilles, für Gleichaltrige viel zu reifes und schönes Mädchen. Das Leben beugt sie hart in ihrem Alleinsein. Aruna ist 10 und ein kleines Wildpferdchen, das so gern mit strahlenden Augen aus der Reihe tanzt. Und aus der Reihe tanzen muss, weil sie krankheitsbedingt anderes zu essen hat, als all die meisten Kinder. 

Die beiden Letztgeborenen sind Jesse und Amiria. 7 .

Zwillinge. 

Und sie brauchen viel, viel Geduld und Mamas zuversichtliche Liebe beim täglichen Lernen. 

Und dann ist da natürlich ihr Liebster, der die Bienen liebt und den Honig und gute Schokolade auch, und seit Jahren ganz engagiert arbeitet, um den Bienen und mit den Bienen dem Leben zu dienen. 

 

Ja. 

Das Dienen. 

 

Dafür ist Beate mein großes Beispiel. 

Denn ihr Dienen geschieht im Hintergrund dort, wo es keinen Applaus gibt. Immer. Und oft spät abends um 10 beim Abwasch des Tages für sechs. 

Bei angefüllten Tagen rund um die Kinder. Den Haushalt. Die Tiere. 

Bis vor kurzem noch bei ihrer Arbeit im Kindergarten. Neben den langen intensiven Tagen des Yogaunterichtens. 

Wie oft sie sich zurück nimmt. 

Für ihre Kinder. 

Für ihre große Familie mit noch drei Geschwistern und den alternden, jetzt gerade sehr schnell schwächer werdenden Eltern. 

Wie oft sie so unendlich müde ist. 

Und wie selten sie sich zeigt mit ihrer dann ausbrechenden Verzweiflung, meist wenn das Leben den Familiengürtel noch enger schnallt. 

Und zugleich ist da ihr Lachen. Ihre Zuversicht. 

Ihr großes, großes Vertrauen in das Leben. 

Ihr ganzes großes Herz mit ihrer ganzen vielen Liebe.

So wie ich es nur von meinen zwei schon über sechzigjährigen weisen Frauen aus den beiden Blauen Häusern in meinem Leben kenne. 

 

Ja. 

 

Beate ist meine „große Heilige“ des Alltäglichen, phasenweise frei von jeglicher Pause. 

Irgendwann schrieb ich einen Text für sie. 

Und in ihr für alle müden und erschöpften Mütter dieser Welt. 

 

 

*********

 

„Für alle Mütter dieser Welt

Meine Freundin Beate ist Mutter von 4 Kindern.

  1. 10. 7.

Die beiden Letztgeborenen sind Zwillinge.  

Neulich war sie in einem „Marathon“, weil neben mehreren großen Familienjubiläen die Zwillinge und ihre älteste Tochter im Mai innerhalb weniger Tage Geburtstag hatten. Sie klang so müde in unseren Sprachnachrichten. Und gleichzeitig so erfüllt vom Geben. 
Im Freundeskreis haben wir den Namen „unsere Dorfheilige“ für sie geprägt. Immer zuversichtlich, immer angebunden, immer das Gute sehend, immer zutrauend. Immer vertrauend. Immer verbindend. 

Als sie so müde klang und zugleich Fotos ihrer dankbaren Kinder schickte, kamen mir folgende Zeilen aus dem Herzen in den Sinn. 

Ich teile sie hier mit allen Müttern die hier lesen und allen, die selbst so ganz viel für andere da sind. 

 

 

Liebe Beate, liebe Mütter, liebe Gebenden,

*

komm setz dich mal hin.

*

Schau mal hier in deinem Garten ist so ein schönes ruhiges Plätzchen.

Nur für dich.

Ich bring dir eine Bank für deine Füße. 

Leg sie hoch.

Ein Fußbad wäre bestimmt gut – die ganzen Tage gebacken. Gestanden. Gelaufen. Gegeben. Geliebt. Getan. Gefeiert. Gefreut. Gedacht. Geplant. Geschehen lassen. 

Komm setz dich – ich bring dir eine eine Schale mit Suppe. Und danach, wenn du noch magst, eine kleine Praline.

Nur für dich. 

Du frierst ein bisschen, weil es so viel war? 

Bleib sitzen. Ich bring dir ein Tuch. 

Bleib sitzen – es ist ernst gemeint. 

Wirklich! 

Schließ deine Augen, lass die Schultern sinken. 

Ruhe aus. 

Ja. 

D u   m u s s t   n i c h t s   m e h r   t u n

Ja. Bleib sitzen. 

Wir machen den Abwasch. Die Ordnung. Die Betten. Das Putzen. Räumen. Essen. Die Hausaufgaben. Die Tiere. Die Kinder. 

Heute ruhst du aus. 

Nun mach schon. 

Du hast jetzt frei. 

 

 

wenigstens für ein paar unendliche Minuten lang

 

 

 

*********

 

 

Beate. 

 

Du würdest sie mögen Oma. 

Und das immer wieder sehr eng geschnallte Leben, das trotzdem, und vermutlich gerade deshalb, ganz sicher auch deshalb soviel Reichtum & soviel Liebe in sich birgt, ist dir so vertraut. 

Beate und ich, wir sind sehr verschieden in unserem Ausdruck. 

Wo ich „diplomatisch“ nach Worten suche, spricht sie einfach so aus, was gesagt werden kann. In einer bildhaften, aus dem praktischen Leben geborenen Schönheit, die mir oft schon Frieden schenkte. 

Sie hat soviel Kraft. 

Wenn ich ihr Leben hätte, würde ich zusammenbrechen. Meine Kraft würde dafür nicht reichen. 

Doch unsere Seelen schwingen miteinander. 

Oft ganz leise. 

Sanft. 

Immer unterstützend. 

Tröstend. 

Und schenkend. 

Die andere wirklich sehend. 

Ein großes Miteinander.

Von Anbeginn. 

 

Ja. 

 

Ohne Beate und ihren bahnenden Worte für mich hin zu dieser Reise, ihre unendliche Freude für mich als sich zeigte, dass ich allein aufbrechen würde (und diese Freude ganz rein war, ganz klar, frei von eigenem Mangel, frei von Neid), ja, ohne Beate hätte ich nicht geschrieben. 

Keine Fotos gemacht. 

Ohne Beate hätte ich mir diese Frage nach dem Schreiben nicht so intensiv gestellt. 

Ohne Beate hätte ich das was sich zeigte, nicht so klar empfangen. 

 

„Und ganz langsam mich erfassend, geht eine Welle durch mich und plötzlich weiß ich, dass ich schreiben werde. 

Es kann gar nicht anders sein. 

 

Alles wird weit. 

Die Wahrnehmung geöffnet, die ruhende Schönheit des Lebens verwoben mit mir. 

Tiefe Stille inmitten des lebendig Alltäglichen. 

Wie so oft in solchen Momenten der Richtung gebenden Erfasstheit: 

Tränen. 

 

Ja. 

 

Es ist entschieden. 

Ich werde schreiben“.

💫

 

 

In dir Oma schrieb ich auch für Beate, die seit 3 Jahren nicht verreisen konnte, in den Ferien mit ihren Kindern. 

Dienen und den Gürtel noch enger schnallen stand an.

Dienen. 

Den Kindern, der Familie, den Tieren, als Yogalehrerin den Schwangeren, den Menschen. Dem Leben. 

Und sehr, sehr selten sich selbst. 

Für Beate schrieb ich, um ihr ein bisschen von der Ferne zu schenken, ihr die Freiheit des Mitreisens durch meine Augen zu ermöglichen. Zum Lesen am Abend. Nach dem Abwasch. Und manchmal zwischendurch. 

 

Ja. 

 

Auch für Beate. 

 

 

*

 

So. 

 

Durchatmen. 

 

So viele Wörter. 

Ein ganzer Schwall. 

Alle, um mir Mut zu machen. 

 

Ja. 

Jetzt, j e t z t  brauche ich Mut. 

 

Mut, um zu bitten.

 

Und auch dieses Bitten entspringt einer Richtung gebenden Erfasstheit. 

Vorletzte Nacht in der heiligen Stille. 

Am Begnas Lake. 

Wenn das geschieht, habe ich keine Chance. 

Ich ✨muss 💫

 

Also: 

 

Wir sind so viele, die hier reisten. 

Und ich ahne, dass vielleicht auch du dank unserer Reise tatsächlich in eine eigene innere Reise gekommen bist. 

Eine große Reisegruppe waren wir, sind wir noch immer.

Menschen unterwegs auf den Wegen zu sich selbst. Manche seit Jahren, manche ganz neu. Manche sehr schnell, manche schneckend mit viel Zeit.

Auf den Wegen zu sich selbst. 

 

Also: 

 

Bitten.

Ja. Ich habe eine Bitte. 

Jetzt. 

An dich.

 

Bitte verschenke dich. 

Ein klein wenig. 

Durch mich hindurch.

An Beate und ihre Familie. 

 

Wenn nur jedeR von uns ein bisschen von Seinem weitergibt, 10 Euro vielleicht, dann könnte die Familie den Mut finden, trotz engem Gürtel endlich wieder einen Urlaub zu machen. 

Den Mut finden, den Gürtel noch ein bisschen enger zu ziehen, irgendwie geht es immer, und neben dem was wir alle geben, zu sparen. 

Für den Sommer. 

Vielleicht zwei, Wochen endlich raus mit den Kindern. 

Zeit zusammen an einem anderen Ort.

Einfach. 

Bescheiden. 

Die sechs brauchen nicht viel, um glücklich zu sein. 

Urlaub.

Familienurlaub. 

Endlich wieder nach langer Zeit zusammen verreisen. 

 

Das wäre ein so großes Geschenk. 

Für mich. 

Und für die sechs.

 

Bitte hilf mir dabei. 

(Ihren Liebsten bat ich heute, mir zu vertrauen und einfach ohne weitere Fragen die Familienkontonummer zu schicken. Sie wird  sicher heute noch kommen. Beate weiß nix und wird aus allen Wolken fallen, wenn sie in unserer „Klosterfamilie“ diese Worte liest. Ich hoffe sehr, sie verzeiht mir diese Öffentlichkeit.)

 

 

 

*

 

 

Erleichterung. 

 

Jetzt sind alle Wörter geschrieben.

Jetzt ist für heute alles gesagt. (Es könnten noch „Reise-Nachbeben“😌kommen. Da gibt es noch einiges was sich schon formte.)

 

Ja. 

Erleichterung. 

 

Jetzt reise ich weiter mit dem Zug durch die Dämmerung. An diesem für mich sehr späten Abend. Ich hatte Glück, mein 21 Kilogramm Rucksack kam als erstes. Hab den schnellen Zug noch geschafft. 

Und bin ganz wach. 

Ganz da. 

Alles ist mitgekommen mit mir. 

Nichts zieht nach.

Große Klarheit. 

Alles ist in mir.

Für immer zum spazieren gehen. Wenn ich es möchte. 

Ich reise hin nach Koblenz – Vallendar. 

Am Montag schon begann unsere Osterretreatzeit. 

Adriaan ist seit Samstag vor Ort. 

19 Retreat-Tage. 

3 Gruppen. 

60 Menschen. 

 

Adriaan und Lesan, unser Koch aus Rumänien, und Herr Amrein erwarten mich. 

Sabine, die kurzfristig einsprang um zumindest in der Orga zu unterstützen da die mich Vertretende kurzfristig absagen musste, ist heute abgereist. Mein Bettchen hat sie mir gemacht. Oben, in meinem etwas zurück gezogenem Reich unter dem Dach.  (Ich danke dir sehr dafür Sabine!)

 

Morgen werde ich ausschlafen. 

Nach diesem langen zweiten Reisetag.

 

 

Und dann werde ich wahrscheinlich schon morgen, anders als gedacht, in den Saal gehen. 

 

Meinen Platz einnehmen. 

Vor und mit den Menschen. 

 

Und atmen. 

Immer weiter atmen. 

Und spüren. 

Immer weiter spüren.

Und sehen.

Alles sehen. 

 

D a s   g a n z e   l e b e n d i g e   L e b e n

 

*

ü b e r . a l l

*

 

 

 

 

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